Noch bis einschließlich Sonntag, 5.Mai, finden im Markus-Sittikus-Saal Konzerte der Schubertiade statt. Am vergangenen Montagabend schloss das Publikum Bekanntschaft mit dem sensationellen jungen Pianisten Filippo Gorini, und am Maifeiertag nachmittags hörte es gleich zwei Streichquartettformationen, die sich dann vereinten zu Mendelssohns „Oktett“.
Sehr jung sieht Filippo Gorini aus, eine Eigenschaft, die er teilt mit Kit Armstrong, der bei dieser Schubertiade in Hohenems eine zentrale Rolle spielt und so ebenfalls als Pianist wie auch als Komponist zu erleben ist. Hört man aber dem Klavierspiel Gorinis, der aus dem italienischen Bergamo stammt, zu, so eröffnet sich einem eine musikalische Reife, die man kaum glauben kann. Die schwierigen Werke seines Programms spielt er so uneitel, und schlüssig und abgeklärt, als hätte er bereits alle Liebe und alles Leid dieser Welt erfahren. Bei „Geistervariationen“ von Robert Schumann weht tatsächlich etwas von der Klangwelt Schuberts herein – Schubert und auch Mendelssohn sollen dem damals schon geistig umnachteten Schumann erschienen sein und ihn zu diesem Werk inspiriert haben. Gerade diese Stücke, die Schumann in der Zeit, in der er schon geistig umnachtet war, schrieb, etwa auch das wunderbare Violinkonzert, werfen die Frage auf, wie Musik im Geiste des Komponisten entsteht.
Weiters spielte Gorini, dessen Alter nirgends bekannt gegeben wird, die „Kreisleriana“ Schumanns. Sie wirbelt mit aller Kunstfertigkeit, aber wunderbar klar daher, und auch zu Schuberts B-Dur Sonate D 960, diesem ikonischen Werk, hat der junge Pianist eine tiefe Verbindung – derart ausgewogen und stimmig hört man sie auch auf diesem Podium selten. Die beiden Brahms-Capricen als Zugabe hätte man da nicht mehr gebraucht, sie waren eher virtuoses Tastenrauschen.
Am Nachmittag des Maifeiertages stellten sich gleich zwei Streichquartettensembles ein, zuerst nacheinander, dann vereint mit Mendelssohns Oktett. Zuerst spielte das österreichische Minetti-Quartett Haydns Quartett Opus 50/5 „Der Traum“, dessen langsamen Satz sie zwar innig, eben träumend, darboten, sonst aber, wo es sein konnte, Temperament an den Tag legten, aber auch sehr fein und wohlphrasiert musizierten. Das deutsche Mandelring-Quartett kam da pastoser daher und spielte Schuberts frühes Quartett in D-Dur mit sattem Legato. Die Dame und die drei Herren zeigten sich auch nach der Pause als musikalische Alphatiere. Sie besetzten bei Mendelssohns Oktett die ersten Pulte und bestimmten so die Interpretationshaltung, die dem eher großen Klang zugeneigt war – Mendelssohns Elfen gerieten etwas übergewichtig. Dem Publikum gefiel es.
(Foto Schubertiade)
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