Seit Samstag kann ein Publikum von nah und fern wieder Schubertglück pur erleben. In Schwarzenberg, mit Blick über Wiesen und Berggipfel, ist dieses Festival doch am authentischsten. Auch wenn, gerade in diesem Jahr, die Programme in Hohenems sehr für sich sprechen.
Am Sonntagnachmittag spielte Paul Lewis drei Sonaten von Schubert, und zwar solche, die nicht zu den bekanntesten gehören. Ein sehr asketisches Rezital also, denn auch der englische Pianist übt sich in Bescheidenheit, wenn er etwa hinter dem Flügel und nicht, wie üblich, vorneherum auftritt. Lewis, einer der handverlesenen Meisterschüler Alfred Brendels, stammt aus einer Arbeiterfamilie in Liverpool. Das erinnert an die Beatles, und so haftet dem gut aussehenden Paul Lewis ein Hauch von Popstar an, aber diese Idee würde er selbst sicher entschieden zurückweisen. Wenig glamourös und eher für Kennerinnen und Kenner war denn auch das Programm des Konzertes mit drei selten gespielten Sonaten aus unterschiedlichen Schaffensjahren. Schubert hat ja zeit seines kurzen Lebens mit der Form der Klaviersonate gerungen, nicht zuletzt wegen des großen Vorbildes Beethoven. Die Ergebnisse des Ringens finden sich in der äußeren Form, die etwa zwischen der Drei- und Viersätzigkeit changiert oder in der Tatsache, dass man Gruppen von freien Stücken, wie etwa die Impromptus D 899 oder D 935, eigentlich formal als Sonate betrachten könnte. Sie finden sich aber auch in den Binnenstrukturen, wenn etwa eine motivliche Ähnlichkeit der Themen sich durch alle Sätze zieht oder sich viele für Schubert so typische mediantische (terzenverwandte) Tonartenbeziehungen finden. Solche gibt es in der Sonate D 568, die in Es-Dur steht, aber nach g-Moll und c-Moll moduliert. Paul Lewis ist der berufene Pianist für diese schlichte und doch so große Musik. Sein Spiel wirkt frei, doch niemals so sehr, dass die Strukturen zerfallen, und er musiziert gesanglich, doch weit entfernt von jeder Süßlichkeit. Jeder Akkord, jede Stimmführung wird sorgsam ausgehorcht und nachvollzogen. Son gelingt auch die Sonate in a-Moll D 784 und lässt aufhorchen durch einen energetischen Aufschwung im Finalsatz. Nach der Pause folgte die so genannte „Gasteiner-Sonate“ in D-Dur D 850, die dem Hörer, der Hörerin durch Vielfalt, klangliche Finessen und volksliedhafte Gestik, vor allem in Scherzo, mehr entgegenkommt als die beiden ersten Stücke des Programms. Geradezu drängend wirkt das „Allegro vivace“ und die volksliedhafte „Gstanzl“-Melodik des Scherzo präsentiert der Engländer Paul Lewis auf das Köstlichste. Mit einer Zugabe von Schubert, dem Allgretto in c-Moll D 915, bedankte sich Paul Lewis beim zahlreichen Publikum für den Beifall.
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