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Schubertiade mit Aaron Pilsan und Kian Soltani

Wenn Kian Soltani und Aaron Pilsan auftreten, so platzt der Saal aus den Nähten. Das ist ein Thema zu Corona-Zeiten. Um bei ihrem lange geplanten Konzert bei der Schubertiade Hohenems alle Kartenwünsche zufriedenzustellen, spielten die beiden Ländle-Überflieger ihr Programm an zwei Abenden.

Nicht nur das Vorarlberger Publikum ist begeistert vom Duo Kian Soltani, Violoncello und Aaron Pilsan, Klavier. Längst haben die beiden, ob solistisch oder in kammermusikalischen Formationen, die großen Konzertsäle und Festivals erobert. Dass sie beide das Ländle, in dem sie geboren und aufgewachsen sind, lieben, zeigt nicht zuletzt ihre gemeinsame Debut-CD mit dem Titel „Home“, die österreichisch-deutsche Romantik mit Stücken des persischen Komponisten Reza Vali vereint. Diese CD wurde im Markus-Sittikus-Saal eingespielt und ist beim renommierten Label Deutsche Grammophon erschienen. Und im Hohenemser Markus-Sittikus-Saal musizierten Pilsan und Soltani am Mittwoch und gestern ein Programm, das außer Beethoven Werke des zwanzigsten Jahrhunderts enthielt – eine Seltenheit bei der Schubertiade, doch beim Duo Soltani/Pilsan muss man dennoch nicht um den Kartenverkauf bangen.

 

Cover der CD Home

Begonnen hat es mit der „Suite Italienne“ von Igor Strawinski, einem Werk des Neoklassizismus. (Hier sei eine Nebenbemerkung erlaubt: erst kürzlich war dieses Werk in seiner Fassung für Orchester an anderer prominenter Stelle zu hören. Nämlich bei Kirill Petrenkos musikalischer Akademie in München, die genau genommen sein Abschiedskonzert in seiner Funktion als Musikchef der Bayerischen Staatsoper war. Coronabedingt vor leerem Parkett und mit lediglich fünfzig ZuhörerInnen im Vier-meter-Abstand auf den Rängen) Diese Suite nach dem Ballett Pulcinella ist melodisch gefällig, aber gespickt mit spieltechnischen Finessen vor allem für das Cello. Wen wundert es, dass Kian Soltani da brillierte, und dass die frechen Momente dieses Werks bei ihm wie auch bei Aaron Pilsan in den besten Händen lagen. Beethovens fünfte und letzte Sonate für Cello und Klavier in D-Dur Opus 102/2 eröffnete in ihrer schroffen, zerklüfteten Art dann ganz andere Welten. Es war richtig berührend, wie diese beiden jungen Männer, stets eines Sinnes, diesen Gefühlsregungen nachspürten und mehr noch, das Publikum dabei mitnahmen. Gar nicht so unähnlich wirkte die Cellosonate in d-Moll Opus 40 von Dmitri Schostakowitsch, komponiert 1934. Auch hier erlebte das Publikum eine große emotionale Spannweite vom wild aufwühlenden Stellen im Kopfsatz bis zum weltentrückten Largo, bei dem man zuweilen kaum zu atmen wagte. „Le Grand Tango“ von Astor Piazzolla, geschrieben 1984, brachte einem mit seinen Tanz- und Jazzrhythmen wieder ins Hier und Jetzt, bevor man durch die Zugabe, der Transkription des Schubert-Lieds „Du bist die Ruh“, erneut entrückt wurde. Was gibt es von Interpreten Schöneres zu sagen, als dass sie durch ihre Interpretation die Erwartungen nicht nur erfüllen, sondern dass sie überraschen und begeistern. Aaron Pilsan und Kian Soltani tun das. Sie sind Meister!

Ein Konzert der Schubertiade, die unter dem Titel Neue Stimmen vom 17.-19.Juli 2020 weitergeführt wird – bedauerlicherweise in diesem Jahr die einzige Reihe dieser so beliebten und begehrten Veranstaltungsserie.

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