Am Montag und Mittwoch machten weitere junge Musiker bei der Schubertiade Hohenems auf sich aufmerksam.
Geplant als Debut, war es doch keines. Nämlich das Klavierrezital von Lukas Sternath am Montagabend. Denn der vierundzwanzigjährige Wiener war schon letztes Jahr als Einspringer bei der Schubertiade zu hören. Und, wie es scheint, bleibt er dieser treu, denn nach dem Duokonzert mit der Cellistin Julia Hagen gleich am Dienstagnachmittag kommt es im August nach Schwarzenberg, dort mit dem Simply Quartet. Lukas Sternath, ARD-Preisträger von 2022, hat viel übrig für Kammermusik. Aber, wie man sich am Montag in Hohenems überzeugen konnte, vermag er auch einen höchst eigenständigen Soloabend zu bewältigen. Nach dem vergleichsweise schlichten „Allegretto c-Moll D 915“ folgten zwei der gewichtigen letzten Sonaten Schuberts. In der Sonate in c-Moll (D 958) fächert Sternath eine frappierende Bandbreite an Dynamik und Ausdruck auf. Er ist kein Säusler, seine Läufe schwirren wie Pfeile, seine Akzente sind schonungslos. Doch er ist zum Differenzieren fähig, oft auf kleinstem Raum. Solches fordert die zerklüftete Sonate in B-Dur (D 960). Ihre Farbwechsel, ihre Abbrüche zeichnet Sternath zuverlässig und bringt in dieses vierzig Minuten dauernde Werk eine nie erlahmende Spannung. Die Standing Ovations waren verdient. Wenige Jahre älter ist der ebenfalls aus Wien gebürtige Bariton Liviu Holender, der am Mittwochnachmittag mit seinem fabelhaft ausdrucksvollen Pianisten Lukas Rommelspacher Lieder von Schubert und Gustav Mahler sang. Wem es beim Namen des Sängers klingelt: ja, er ist der Sohn von Ioan Holender, dem ehemaligen Staatsoperndirektor, und seiner Frau Angelika Holender. Beide saßen im Publikum und durften stolz sein. Liviu Holender vermochte zu überzeugen, durch seine sympathische Ausstrahlung und seinen Gesang. Besonders zu den Liedern Gustav Mahlers hat er einen sehr natürlichen und warmherzigen Zugang. Die „Lieder eines fahrenden Gesellen“ gestaltete er so schlicht wie aussagestark, und zu bewundern war, mit welcher Zartheit der Sänger nach vielen doch sehr intensiven Klangäußerungen zuvor am Ende des gesamten Konzerts die Linien der „Rückert-Lieder“ spann. „Ich bin der Welt abhanden gekommen“ – man glaubte es ihm. Freilich, und das gilt für alle die Sänger dieser Reihe wie auch Lukas Lemcke oder Katja Maderer: die Differenziertheit, wie sie etwa ein Christian Gerhaher schafft, haben sie doch nicht. Dafür Jugendfrische und Optimismus. Wie schön!
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