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Kirill Petrenko mit Mahler in Bregenz

Nach pandemiebedingten Verschiebungen haben wir nun endlich die Vollendung des Mahler-Zyklus erlebt, den Kirill Petrenko mit dem SOV im Jahr 2008 gestartet hat. Die Aufführung im Festspielhaus Bregenz am Samstagabend geriet zum Ereignis, das vom ausverkauften Haus mit Standing Ovations gefeiert wurde.

Im Jahr 2008 erreichte den damaligen Geschäftsführer des Symphonierochesters Vorarlberg, Michael Löbl ein Anruf. Kirill Petrenko war am Telefon und schlug vor, mit dem SOV jedes Jahr eine Symphonie von Gustav Mahler zu dirigieren. „Der Anruf kam Sonntagnachmittag, da gehe ich normalerwiese garnicht ans Telefon“, erinnert sich Löbl schmunzelnd. Petrenko war damals nach fünf Jahren als Generalmusikdirektor an der Komischen Oper Berlin freischaffend international an den größten Häusern tätig und gerade zum ersten von mehreren Malen von der Zeitschrift „Opernwelt“ zum Dirigenten des Jahres gekürt worden. So wurde der Zyklus „Mahler 9 mal 9“ geboren, der an diesem Wochenende seinen triumphalen Abschluss fand. Kirill Petrenko ist nun an der Weltspitze der Dirigenten angelangt und hielt dieser Idee und damit dem SOV die Treue, was ihm hoch anzurechnen ist. Und er führte mit der „Neunten“ das Symphonieorchester Vorarlberg zu Höhen, die man ihm nicht zugetraut hätte und die, nach der angeblich nicht sehr gelungenen öffentlichen Generalprobe am Freitag, auch aktuell niemand erwartet hätte. Was sich hier an präzisem Zusammenspiel, an Klangkultur und bester Intonation ereignete, war schlichtweg ein Wunder. Die riesige Amplitude an Dynamik und Ausdrucksfarben erfüllten die Musikerinnen und Musiker wie selbstverständlich. Als Beispiel mag dafür eine Stelle im ersten Satz gelten, wo das gestopfte Horn erstaunlich schräge Klänge zu spielen hat und dann Streicher mit einer unsagbaren Zartheit antworten. Nahezu tumultartige Ausbrüche des gesamten Orchesters stehen neben wundervoll idyllischen Stellen, in dieser Symphonie, von der Mahler ahnte, dass es seine letzte werden würde. Viel ist gerätselt worden, ob ihr gänzliches Ende Resignation ist oder ein Weg ins Licht. Was Kirill Petrenko darin sieht, wurde klar. Diese überirdisch feinen Streicherklänge, die man hier vernahm, erzählen von Abschied, aber auch von einer Vision des unendlichen Lichtes. Da hustete niemand mehr, das ergriff jeden im Saal und entlud sich schließlich in stürmischem Beifall.

 

 

 

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