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Jordi Savall mit Elementen und Furien in Bregenz

Mit einem Superstar der Musik trumpften die Bregenzer Meisterkonzerte auf. Jordi Savall und sein Orchester „Le Concert des Nations“ machten Tourneestop am Bodensee.

Der Name des Orchesters, „Konzert der Nationen“ deutet auf ein zentrales Anliegen des 1941 nahe Barcelona geborenen Jordi Savall hin. Es ist sein Interesse an der Musik verschiedener Kulturen, vor allem der des Orients, das fast zwangsläufig entstehen muss, wenn sich jemand mit der Alten Musik der Iberischen Halbinsel befasst, einem Teil Europas, wo zumindest eine Zeit lang mehrere Kulturen und Religionen gleichwertig zusammen lebten. In vielen seiner über zweihundert CD-Einspielungen ist dies dokumentiert. Weithin berühmt geworden ist Jordi Savall jedoch mit der Musik zum Film „Tous les matins du monde“, dessen deutscher Titel „Die siebente Saite“ lautet. Dort geht es um den Gambenvirtuosen und Komponisten Marin Marais (1656-1728), dargestellt von Guillaume Depardieu. Und von Marais stammte auch einer der Programmpunkte beim Konzert In Bregenzer Festspielhaus, nämlich Auszüge aus seiner Oper „Alcione“ von 1706. Ein Matrosentanz mit Tambourin und eine Gewittermusik mit Windmaschine waren nur die herausragenden Klänge dieser auch sonst farbenreich instrumentierten Orchestermusik. Sie ließ aufhorchen nach einem vergleichsweise spannungsarmen Teil vor der Pause. Man hörte dort die Suite Nr.1 von Händels populärer „Wassermusik“, in deren Zentrum die Hörner stehen, die bei Jordi Savall selbstverständlich Naturhörner ohne Klappen und Ventile sind. Thomas Müller und Mario Ortega haben virtuos geblasen, aber durch das sehr rasche Tempo, aber sicher auch die für Alte Musik wenig geeignete Akustik des Festspielhauses kamen sie weniger zur Geltung als bei vergleichbaren Einspielungen. Wie überhaupt zu sagen ist, dass man die zahlreichen Originalklangensembles keineswegs in einen Topf werfen darf. Da gibt es große Unterschiede, wie am Morgen nach dem Konzert in einer Sendung des Oe1 eindrücklich gezeigt wurde, ebenfalls mit Händel – eine spannende Koinzidenz. Beim Konzert von Jordi Savall und seinen Musikern gelang dann auch Christoph Willibald Glucks Ballettsuite „Don Juan“ sehr kultiviert, aber eben auch nicht mehr. Ein Déja-Vu bot der Tanz der Furien, der ganz ähnlich klang wie in vergleichbaren Szenen von Glucks späteren Opern „Orphée et Euridice“ oder „Iphigénie en Tauride“. Mehr anfangen konnte Savall spürbar auch mit Jean Philippe Rameaus Suite aus der Oper „Les Boreades“ von 1764 – es wäre übrigens schön gewesen, im Programmheft etwas über die Handlung der jeweiligen Opern zu erfahren. Auch hier gab es eine Gewittermusik, denn schließlich war das Motto des Konzerts „Die Elemente und die Furien“. Zwei Zugaben erfreuten das jubelnde Publikum, das bei der zweiten sogar mitklatschen durfte.

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