Spitzeninterpreten, die nicht jeder kennt
Mit Pierre-Laurent Aimard und Thomas Zehetmair gastierten bei Dornbirn Klassik Interpreten der Weltspitze. Mit dem fabelhaften Stuttgarter Kammerorchester muszierten sie ein fein zusammengestelltes Mozart-Programm: dessen erste und letzte Sinfonie wie auch das letzte Klavierkonzert.
Einmal mehr ist es Roland Jörg vom Kulturamt Dornbirn gelungen, Spitzeninterpreten in die Stadt zu holen. Freilich sind der Pianist Pierre-Laurent Aimard und der Violinist und Dirigent Thomas Zehetmair keine Glamourstars, doch jedem Kenner der Klassik entringen diese Namen Ehrfurcht. Beide sind gesuchte Interpreten Neuer Musik, so ist Aimard der Schüler von Yvonne Loriot, der Ehefrau von Olivier Messiaen und hat allein von dorther einen starken Zugang zur zeitgenössischen Musik, hat aber auch weitere intensive Verbindungen zu heutigen KomponistInnen. Zehetmair hat als Geiger mehrere Violinkonzerte lebender Tonschöpfer aufgeführt, und Heinz Holliger hat seines dem Salzburger Geiger gewidmet. Auch mit seinem Zehetmair Quartett und als Dirigent ist seine Affinität zur zeitgenössischen Musik klar zu erkennen. Sowohl Aimard als auch Zehetmair sind aber auch stark von Nikolaus Harnoncourt geprägt. So hat dieser nach langem Suchen eines geeigneten Pianisten (und bei diesem Suchen erscheinen Namen wie András Schiff und Martha Argerich) sich entschlossen, mir Aimard alle fünf Beethoven-Konzerte einzuspielen. Und Thomas Zehetmairs Affinität zum Giganten der Originalklangbewegung sei damit markiert, dass der Geiger und Dirigent bei der Verleihung der Ehrendoktorwürde an Harnoncourt durch das Mozarteum Salzburg die Laudatio gehalten hat.
Mit diesem Amalgam aus Heutigem und der Originalklangbewegung Harnoncourts (es gibt große Unterschiede, bitte nicht den ganzen Originalklang in einen Topf werfen!) lässt sich ein aufregender Zugang zu jeglicher Art von Musik erwarten. So geriet auch das Konzert in Dornbirn mit einem reinen Mozart-Programm zum Ereignis. Endlich sei hier auch das Stuttgarter Kammerorchester beleuchtet, dirigiert von Zehetmair, das wunderbar klar und dabei hochmotiviert musizierte und das jede Note, jede Unterstimme und jede Begleitfigur ernst nahm. Da denkt man etwa, bei Mozarts Sinfonie KV 15 an das so fein wie sprechend gestaltete Begleitmotiv der Celli im Mittelsatz oder den langsamen Satz der „Jupitersinfonie“ KV 551, wo die Violinen ungewohnterweise mit Dämpfer spielten. Doch auch ein intensiver Zugriff ist diesen fabelhaften Musikern möglich, etwa in der strahlenden Polyphonie des Finalsatzes dieser Sinfonie oder im Mittelsatz des Klavierkonzerts KV 595, wo der große Atem der Romantik hereinwehte. Mit diesem Konzert erlebte man Pierre-Laurent Aimard am Klavier, energetisch mit allen Fasern und dabei lebendig und leicht. Mit Geschmack brachte er Verzierungen an und im Rondo, das passenderweise das Lied „Komm, lieber Mai“, das auch „Sehnsucht nach dem Frühlinge“ heißt, zum Thema hat, improvisierte er so manchen „Eingang“. Aimards Zugabe, ein schlichtes Klavierstück des inzwischen siebenundneunzigjährigen György Kurtág führte dann in einen ganz andere Welt.
0 Comments