Die Kammersymphonie Berlin passt wegen ihres sinnreich durchdachten Repertoires gut ins Programmkonzept der Abo-Reihe Dornbirn Klassik. Beim letzten Konzert der Saison 2017/18 brachte es eine spannende Gegenüberstellung von Werken von Haydn und Mozart mit solchen des aus Vorarlberg stammenden Richard Dünser.
Eine handverlesene Gruppe von Streichern, dazu, wo es sei soll, solistisch besetzte Bläser und der sehr engagiert und kompetent wirkende Dirigent Jürgen Bruns: so präsentiert sich die Kammersymphonie Berlin, die 1991 als Antwort auf die gesellschaftlichen Umwälzungen in dieser Stadt gegründet wurde. Und sozialpolitisches Bewusstsein zeichnet diese Truppe aus, die sich übrigens auch der im Nationalsozialismus verfemten Komponisten annimmt. Dieses Bewusstsein klingt selbst bei Haydn und Mozart durch, Komponisten, deren Stücke zwar heute vom breiten Publikum als Wohlfühlmusik betrachtet werden, die aber zu ihrer Zeit in ihrer Klangrede durchaus kritisch und aufmüpfig waren.
Mit Haydns Sinfonie Nr.55 begann das Programm, mit Mozarts Sinfonie Nr.29 endete es, beide Stücke wurden beispielhaft differenziert und fein gespielt. Diesen beiden klassischen Österreichern gegenüber gestellt wurde ein zetgenössischer, nämlich der in Vorarlberg aufgewachsene und in der Steiermark lebende und lehrende Richard Dünser, der auch anwesend war. Aubes II – Dialoge für Kammerorchester und Elegie. An Diotima – für Streichorchester, beides mehrsätzige Stücke, beziehen sich auf Dichtungen. Das erste auf mittelalterliche Gesänge der Morgenröte, das zweite auf Hölderlin. Sehnsucht also, Liebe und Mystisches kommt da zum Klingen, in sauberster kompositorischer Ausarbeitung und formaler Balance. Aubes ist gleichmäßig verhalten und inwendig in seinem Duktus, die Elegie hingegen bietet sehr verschiedene Klangbilder, vom erregten Beginn bis hin zu großer Ruhe und mehreren echt melodiösen Soli. Die Stücke sind aus den 1980ern bzw. 90er Jahren, und es zeugt von ihrer Qualität, dass sie von einem Orchester aus einer anderen Region aufs Programm genommen werden. Die Kammersymphonie Berlin trug durch sein blitzsauberes und feinsinniges Spiel wesentlich zur guten Wirkung der Werke bei. Eine ganz andere Klangwelt eröffnete sich mit der Zugabe, nämlich eine sehr fröhliche und schwungvolle. Es war der Abschnitt Venedig aus dem Zyklus Orientexpress des Slowenen Marko Muri Mihevc – das Orchester besucht eben Stationen in Österreich auf seiner Tournee auch Nova Gorica (Görtz), und es passt sein Programm an die Musik der jeweiligen Gegend an.
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