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Das Naturhorn: „…denn nur Gott weiß, was herauskommt.“

Einen vor allem humorvollen Blick auf das Naturhorn schenkte das Vorarlberger Originalklangorchester Concerto Stella Matutina seinem Publikum am Freitagabend auf der Kulturbühne AMBACH in Götzis. Der prominente Gastsolist war Johannes Hinterholzer, als brillante Konzertmeisterin fungierte Maria Bader-Kubizek.

Es ist so gefürchtet wie geliebt, das Naturhorn, das also noch ohne Ventile auskommt und nur mit Lippenspannung und der Hand im Trichter die Töne erzeugt. Geliebt, weil es wunderschön klingt, gefürchtet, weil diese Töne oft nicht so kommen, wie man möchte: Stichwort Kiekser. Und so ist auch der Titel des Konzertes zu verstehen, der „Das göttliche Instrument“ lautete, , nämlich mit Augenzwinkern. Denn Wolfganga Amadé Mozart schrieb einmal: „Das Horn ist ein göttliches Instrument, man bläst hinein, und nur Gott weiß, was herauskommt.“ Ernsthaft gesagt, wurde im Barock die Violine als das „göttliche Instrument“ angesehen, was die Konzertmeisterin Maria Bader-Kubizek auch bei Thomas Platzgummers Moderation mimisch und gestisch andeutete.

Beim Gastsolisten Johannes Hinterholzer muss man sich kaum fürchten vor schrägen Tönen, vielmehr könnte man sein Spiel himmlisch nennen, und er ist ja auch ein mit allen Wassern gewaschener Solist und Lehrer auf dem Naturhorn, gern gesehen bei den besten Originalklangensembles. So gelang das Hornkonzert von Mozart in Es-Dur zum größten Hörvergnügen, auch weil Hinterholzer und auch die Musiker des CSM sich nicht scheuten, den mitkomponierten Humor herauszukehren, etwa ein Unterbruch, der suggerierte, dass der Solist steckenblieb. Und noch ein zweites Solostück gewährte Hinterholzer dem Publikum. Mit dem Posaunisten Stefan Konzett spielte er ein Concertino von Michael Haydn, das vor allem mit seinem raschen Satz bezauberte. Dann zog sich der prominente Gastsolist in die Reihe der Hornisten des Orchesters zurück und spielte mit diesem Mozarts Sinfonie KV 200 in C-Dur. Und endlich ist hier der andere Star des Abends zu würdigen, nämlich die Konzertmeisterin Maria Bader-Kubizek. Sie ist langjähriges Mitglied des Concentus musicus von Nikolaus Harnoncourt und überhaupt eine bemerkenswerte Persönlichkeit, wie ihre Biografie (nachzulesen bei verschiedenen Webseiten von Veranstaltern) andeutet. Sie hat in das CSM einen ungemein erfrischenden Klang gebracht. Die Tempi, die sie temperamentvoll anschlägt, sind mitreißend schwungvoll, dann wieder werden Melodien weich und wunderbar ausgesungen. Auf kleinsten Raum ereignen sich starke Kontraste, und dies auch in dynamischer Hinsicht, was das bei Mozart so wichtige „chiaro-oscuro“, das Hell-Dunkel, sehr schön darlegt. Kurz gesagt, man erlebt man eine so spannende Musik, dass man von Anfang bis Ende entzückt auf der vordersten Stuhlkante zuhorcht. Vor allem zu Beginn des Konzertes wurde das Naturhorn vor allem als der Jagd zugeordnet dargestellt. Einerseits mit dem köstlichen Auftakt des Abends, wo eine große Zahl Hornisten – und solche, die es nur für diese Gelegenheit waren -, aufs Podium kam und eine Jagdfanfare bliesen, andererseits mit tonmalenden Sinfonie La chasse von John Marsh. Dass das Horn aber in der musikalischen Rhetorik des Barocks und der Klassik weit mehr repräsentierte, das zeigen die Arien mit virtuos konzertiertem Horn in Oper: es steht für Freiheit, aber auch für die Natur im weitesten Sinne, auch für die Verbindung mit der eigenen Wesenskern. Man denke an die große Szene der Fiordiligi in Mozarts Così fan tutte, an die Arie der Leonore in Beethovens Fidelio, oder, wir werden es auf der Bregenzer Seebühne heuer nochmals erleben, an die Arie der Micaëla in Bizets Carmen. Die beiden Hörner, die den – nur scheinbar – gehörnten Titelhelden in Mozarts Figaro begleiten, sind allerdings wieder etwas anderes, und wohlgemerkt, es sind zwei Hörner.

 

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