Es gibt wohl kaum eine größere Herausforderung für einen Konzertchor als Beethovens „Missa solemnis“. Die Chorakademie Vorarlberg unter Markus Landerer hat sich mit dieser Aufführung selbst übertroffen und schier Unmögliches gemeistert. Hervorragend sang das exquisite Solistenquartett aus Wien.
Mit Standing Ovations feierte das Publikum in der Kapelle des Konservatoriums in Feldkirch die Ausführenden und zeigte damit seine Ergriffenheit über das großartige, die liturgischen Vorgaben kühn sprengende Werk, aber auch den Respekt für die unglaubliche Leistung der Ausführenden. Beethoven ging an die Grenzen des Möglichen, vor allem in den hohen Stimmen des Chores und der Soli. Nicht, weil er es nicht besser wusste, sondern weil er die Selbstentäußerung und Entgrenzung erlebbar machen wollte. Es heischt Bewunderung, wie die Choristen diese Herausforderung bewältigten, denn sie sangen diese schwierigen Passagen nicht nur irgendwie, sondern blitzsauber und klangschön. Auch das Soloquartett, Großteils Solisten der Wiener Volksoper, begeisterte: der kultiviert geführte Sopran von Monika Riegler, der füllig strömende Alt von Annely Peebo, der strahlende Tenor von Alexander Pinderak und der wohlklingende Bass von Daniel Ochoa. Im Programm blieb sie ungenannt, doch sie schuf mit ihrem Violinsolo im „Benedictus“ den spirituellen Brennpunkt der Aufführung: Konzertmeisterin Sandra Marttunen. Alle Fäden liefen aber bei Markus Landerer zusammen, mit seinem höchst lebendigen und ausdrucksstarken Dirigat inspirierte er seine Truppe. Bei aller Bewunderung dieser Gesamtleistung sei aber nicht verschwiegen, dass bezüglich der Differenzierung der Dynamik und der Phrasierung Wünsche offen bleiben mussten, denn die Gesamtproben mit dem Orchester, der Sinfonietta Vorarlberg, waren zu wenige. Dennoch: diese Aufführung markiert einen Höhepunkt sowohl in der Geschichte der Chorakademie als auch des Musiklebens im Ländle.
0 Comments