Früher traten sie im Rahmen der Bregenzer Festspiele auf, nun veranstaltet das „vorarlberg museum“ die Konzerte der Musikerinnen und Musiker des Wiener Concert-Vereins. Dieses mit den Wiener Symphonikern verbundene Ensemble hat sich der zeitgenössischen Musik vorwiegend aus Österreich gewidmet.
Es ist keine Selbstverständlichkeit, dass ein Komponist seine Werke von einem erstklassigen Ensemble zu Hören bekommt. Der Dornbirner Thomas Thurnher, schaffte dies bei „Zeitklang im Museum“ gleich zweimal. Sein Werk „Gespinst“ für Streichorchester wurde 2020 dort uraufgeführt, befriedigte aber den Komponisten nicht. So gab es „Gespinst reloaded“, das nun am Freitagabend erklang und tatsächlich weit klarer wirkte als das Werk vor zwei Jahren. Es erstaunte durch seine Nähe zur Tonalität, wie auch die Uraufführung der in Wien lebenden, aus Vorarlberg stammenden Johanna Doderer. In ihrem „Sextett“ verwendet die international gefragte Komponistin sogar Dreiklangszerlegungen und setzt auf ein spätromantisches Klangbild: „Die Tonalität ist noch lange nicht ausgereizt“ sagte sie mir in einem Interview im Jahr 2004, zu einer Zeit also, in der man künstlerisch noch radikaler unterwegs war als jetzt. Davon zeugt „Solarplex“ für fünfzehn Streicher, komponiert 1998 von Christian Diendorfer (es ist nicht der ORF-Moderator). Der in der Szene recht prominente Niederösterreicher lässt die fünfzehn Streicher nicht nur auf herkömmliche Art spielen, sondern sie haben etwa eine Ratsche, zischen mit ihren Bögen durch die Luft oder summen. Im Vergleich zu den Stücken von Thurnher und Doderer wirkte „Solarplex“ zerklüftet, daher für die Zuhörenden schwer, bei der Stange zu bleiben. Tonalität ist eben auch formstiftend. Ein längeres, freitonales Werk, jedoch weitgehend im gewohnten Klangbereich sich bewegend ist das Stück „Fenster“ des Oberösterreichers Gerald Resch. 2008 geschrieben, erlebte es hier seine bereits siebente Aufführung. Die Inspiration, die von Fenstern ausgeht, besteht für Resch zum einen in ihrem rhythmischen Element, mit dem sie eine Hausfassade gliedern, zum andern in ihrer Eigenschaft, Einblicke in private Welten zu gewähren. Den Abschluss des Konzerts bildete die Uraufführung des Vierten Streichquartetts von Michael Amann, ebenfalls einem in Wien lebenden Vorarlberger, in der schon gewohnt avantgardistischen Klangsprache. Viel zu spät seien die fabelhaften Musiker des Wiener Concert-Vereins bedankt, umsichtig und präzise dirigiert von Thomas Gertner.
Foto Doderer: Maria Frodl
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