Ein dreiundzwanzigjähriger Geiger, der das anspruchsvolle Violinkonzert von Jean Sibelius mit unglaublicher Reife interpretiert, ein Symphonie, die eigentlich nur eine Diplomarbeit war, aber ihren jungen Komponisten sofort weltberühmt machte und eine frisch dargebotene Märchenouvertüre zu Beginn, das war das Abo-Konzert des Symphonierochesters Vorarlberg vom Wochenende, das somit unter dem Vorzeichen der Jugendlichkeit erklang.
Jugendliche Genialität war der rote Faden durch dieses Programm, das mit der mitreißenden und erfrischenden Darbietung der Ouvertüre zur Märchenoper „Ruslan und Ludmilla“ von Michail Glinka begann. Gastdirigent dieses fünften Abokonzert der Saison war der Wiener Sascha Goetzel, der das SOV so temperamentvoll wie klar führte. Eine ganz neue Stimmung brachte der ebenfalls aus Wien kommende Emmanuel Tjeknavorian mit. Der junge Geiger iranisch-armenischer Abstammung vermochte bereits mit den ersten Takten des Violinkonzertes von Jean Sibelius eine unglaubliche Ruhe zu verströmen. Dies und sein lupenreines und stets klangschönes Spiel, das nie auch nur mit einem Ton vordergründig oder gar eitel wirkt, zeugt von einer Reife, die einem verwundert dastehen lässt. Man soll mit dem Begriff Genialität ja sparsam sein, hier jedoch drängt er sich auf.
Dem 1902 komponierten Violinkonzert des großen, in unseren Breiten unterschätzen Finnen Sibelius folgte die etwa zwanzig Jahre später in Sowjetrussland entstandene Symphonie Nr.1 von Dmitri Schostakowitsch. Sie war seine Diplomarbeit, wurde aber zum Welterfolg. Zu Recht, denn der Komponist geht hier ohne Modernitätssucht ganz eigenen Wege und schreibt ein so vielschichtiges wie lichtdurchflutetes Werk. Das Symphonieorchester Vorarlberg unter Sascha Goetzel bot eine überzeugende Interpretation dar und zeigte die Kompetenz seiner Musiker mit den vielen Soli, ob Schlagwerk, Bläser oder Solocello beziehungsweise –violinen. Das Publikum jubelte.
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