Die Wiener Symphoniker und Rudolf Buchbinder mit Beethoven in Bregenz
Rudolf Buchbinder ist einer der Garanten für den Wiener Klavierstil. Das bedeutet weniger Innovation, sondern eher solide Musizierpraxis. Das ist nicht unbedingt meine musikalische Welt, dennoch habe ich diesen Abend mit persönlicher Anteilnahme besucht, über meine Tätigkeit als Kritikerin und Bloggerin hinaus. Denn über ein Konzert, an dem auch Rudolf Buchbinder beteiligt war, habe ich meine erste Kritik überhaupt geschrieben. Dieses Konzert und die Kritik haben mein Leben auf mehrfache Weise nachhaltig verändert – das alles wären eigene Geschichten. Das Konzert fand im Grazer Stefaniensaal statt, dirigiert hat – natürlich – Nikolaus Harnoncourt, und auf dem Programm stand das Erste Klavierkonzert von Beethoven und sein Neunte Sinfonie.
Es folgt nun die Kritik des Bregenzer Konzerts am 18.Jänner im Festspielhaus.
Traditionell sind die Wiener Symphoniker im Jänner auf Tournee. In diesem Jahr gleich doppelt, denn der 250. Geburtstag Beethovens gehört ordentlich gefeiert. Während also am Samstag ein Teil des Orchesters mit Chefdirigent Philippe Jordan in Paris konzertierte, war der andere Teil in Bregenz zu Gast. Die Wiener Symphoniker sind Wiens fleißigstes Orchester, was Symphoniekonzerte betrifft, und somit Botschafter des berühmten Wiener Klanges. Und der Pianist Rudolf Buchbinder repräsentiert die wienerische Klavierkultur. So liegt es auf der Hand, dass sich beide eng verbunden fühlen. Gemeinsam touren sie derzeit mit Beethovens drei mittleren Klavierkonzerten im Gepäck, und nach Frankfurt und Düsseldorf kamen sie auch nach Bregenz, wo die Wiener Symphoniker aufgrund ihrer sommerlichen Festspielresidenz besonders viele Freunde und Fans haben. So war das Konzert trotz Terminkollision mit dem SOV ausverkauft. In Bregenz traten die Symphoniker ohne Dirigenten auf, Buchbinder gab vom Flügel aus Impulse, dezent unterstützt von der Konzertmeisterin Sophie Heinrich. Beim Konzert Nr. 2 Opus 19, das noch dem Geiste Mozarts verpflichtet war, gelang das wunderbar, ebenso beim Konzert Nr. 3 Opus 37, das nach der Pause erklang, aber durch seine Tonart c-Moll schon sehr gewichtig war. Beim Konzert Nr. 4 in G-Dur jedoch wäre die Hand eines Dirigenten hilfreich gewesen, denn besonders im subtilen ersten Satz fehlte der innere Puls, und im zweiten Satz vermisste man die Aussagekraft. Dem Publikum hat es gefallen.
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