Die Reihe Kultur.LEBEN bietet im Raum Bludenz Konzerte und Vorträge an und unterstützt damit für Aidswaisen in Äthiopien im Rahmen der Caritas. Meist sind die Protagonisten überregional und prominent. So waren schon Klaus Maria Brandauer oder Angelika Kirchschlager da, und in Bälde kommt Rainer Honeck wieder, der schon zum wiederholten Male hier aufgetreten ist (am 21.Mai). Mit Yunus Kaya erlebte man am Samstag in der Remise einen prominenten Vorarlberger. Der einunddreißigjährige, türkischstämmige Pianist wurde am Vorarlberger Landeskonservatorium von Ferenc Bognar unterrichtet und machte dann sein Konzertdiplom am Salzburger Mozarteum. Inzwischen ist er selbst Dozent am Feldkirch Konsi und konzertiert als Solist und ob seiner Einfühlsamkeit geschätzter Kammermusiker im In- und Ausland.
Für sein Solorezital in der Remise Bludenz hat er Stücke gewählt, die zum Komplexesten gehören, was die Klavierliteratur zu bieten hat. Nach vier Scarlatti-Sonaten, bei denen man, nicht zuletzt durch die Interpretation von Yunus Kaya die Charakteristik der Tonarten spüren konnte, kam Maurice Ravels gespenstischer Zyklus „Gaspard de la nuit“. In dem 1908 komponierten Zyklus begegnen wir surrealen Erscheinungen der Nacht, der Wassernixe „Ondine“, dann dem Galgen „Le Gibet“ (Man denkt an Berlioz‘ „Symphonie fantastique“) und schließlich „Scarbo“, einem gespenstischen Zwerg, der zur Größe eines Kirchturms wachsen kann und dann ins Nichts verschwindet. Dieser dritte Satz verlangt dem Pianisten alles ab. Rhythmische Wechsel, besondere Spieltechniken und ein weit gespannter formaler Bogen fordern höchste Konzentration und pianistische Kondition. Yunus Kaya war diesen Anforderungen nicht nur gewachsen, mehr noch, er hatte spürbar Lust, sich dem zu stellen und bewältigte alles großartig. Ähnlich vielschichtig zeigt sich Franz Liszt „Dante-Sonate“, die das offizielle Programm krönte. „Après une lecture de Dante“ ist ein Abschnitt der « Années de pèlerinage. Zweites Buch: Italien » Auch hier befinden wir uns in einer düsteren Szenerie, nämlich im « Inferno » in Dantes « Göttlicher Komödie ». Zwischen diesen beiden pianistischen Hochseilakten waren die klaren und durchaus charmanten Variationen Opus 34 von Ludwig van Beethoven geradezu erholsam, für den Interpreten wie für die Hörer und Hörerinnen. Spätestens hier zeigt sich, dass die Präferenz von Yunus Kaya sehr auf der virtuosen, kraftvollen Seite angesiedelt ist. Was die lyrischen Farben betrifft, so wäre noch Luft nach oben. Vielleicht lag das aber auch am Flügel der Remise, der zwar ein Steinway ist, aber keiner von der guten Sorte, und der offenbar nicht viel Anschlagskultur zuließ – eine Kultur, die man bei diesem Pianisten durchaus schon erlebt hat. Das zahlreiche Publikum aus Studenten und Lehrenden vom Konsi sowie vielen Gönnern der Reihe Kultur.LEBEN applaudierte herzlich und wurde bedankt mit einem Intermezzo von Brahms als Zugabe.
9 Comments
Mia
5 years 8 months agoSchoene Seite ;)
Anna Mika
5 years 8 months agoVielen Dank!
vitrum24.de
5 years 7 months agoSuper Webseite, ich komme sicher mal wieder vorbei.