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William Youn gibt Klavierrezital bei der Schubertiade Schwarzenberg

William Youn im Englischen Garten seiner Wahlheimat München. Foto Irène Zandel

Der koreanische, in den USA aufgewachsene Pianist William Youn gehört seit zwei Jahren zum Künstlerkreis der Schubertiade. Sein Klavierrezital am Sonntagnachmittag zeigte – vor allem im Vergleich mit dem Cuarteto Casals – wie schmal der Grat sein kann zwischen einer individuellen, aber stimmigen Interpretation und einer, die schwerlich überzeugt. Keineswegs soll man dem Klischee verfallen, dass man eine gewisse Nationalität haben muss, um die Wiener Klassik und damit auch Schubert stimmig zu interpretieren. Gerade Künstlern aus Asien wird gerne nachgesagt, dass sie zu verkopft spielen. Doch es gibt viele Gegenbeweise, denken wir an die wunderbare Mitsuko Uchida, die Sängerin Sen Guo oder an Lang Lang. Also sicher hatte das so fachkundige Schubertiade-Publikum am Sonntagnachmittag keine Vorurteile gegen William Youn, zumal er wesentliche Ausbildungsimpulse bei Karl-Heinz Kämmerling in Hannover erhielt und nun in München lebt. William Youn hat sein sehr schön zusammengestelltes Programm dem Wienerischen in der Musik gewidmet, mit dem Zentrum Schubert, versteht sich. Doch gerade bei den wunderbaren „Drei Klavierstücken D 946“ verwischte er Vieles durch intensiven Pedalgebrauch, Innenspannungen und Stimmführungen befriedigten nicht. Auch Franz Liszts Transkription des Schubert-Liedes „Auf dem Wasser zu singen“ war eher eine rasante Fingerübung denn eine athmosphärische Naturschilderung. Youns Präferenzen liegen wohl auf der hochromantischen Tonsprache, denn Zemlinskys „Erinnerungen aus Wien“ überzeugten voll, und gut gelang auch die Nummer sechs aus Franz Liszt „Soirees de Vienne“. Merkwürdig wiederum sein Mozartbild – er spielte das Rondo in a-Moll KV 511. Ohne Programminformation hätte ich beim Hören nicht erkannt, von welchem Komponisten das Stück ist, aber es war schön gespielt. Ein etwas stimmigeren Gesamteindruck bot sich schließlich mit Schuberts Sonate D 784, ebenfalls in a-moll. Ihrem zerklüfteten Charakter wurde William Youn gerecht. Der Beifall blieb im Rahmen des Höflichen.

 

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