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Wiener Symphoniker bei den Bregenzer Meisterkonzerten mit Brahms

Brahms, wie man ihn liebt

Die Wiener Symphoniker, das Bregenzer Festspielorchester „von Anbeginn“ hatte für sein Jänner-Gastspiel am Bodensee Brahms im Gepäck. Die Reise ging nach Konzerten in Wien durch mehrere Bundeshauptstädte, und nach Bregenz folgte noch Baden-Baden mit einem geänderten Programm.

„Lieben Sie Brahms“, fragte einst Francoise Sagan, und fast alle Musikfreunde werden das Bejahen. Dennoch erregte die Programmwahl der traditionellen Bundesländertournee Erstaunen, denn zwei Symphonien von Johannes Brahms im Konzert nacheinander zu spielen, ist ungewöhnlich. Die Gründe dürften in weiterem Zusammenhang mit dem plötzlichen Rücktritt von Andrès Orozco-Estrada anzusiedeln sein, der mit dem Orchester dem Vernehmen nach den Zyklus aller vier Symphonien geplant hatte, samt CD-Einspielung. Was etwas seltsam anmutet, liegt doch eine gültige CD-Aufnahme aller Brahms-Symphonien mit den Wienern unter Philippe Jordan nicht lange zurück.

Wie auch immer: sicher hatten die Kenner am Freitagabend im Festspielhaus Bregenz Freude damit, einmal in direkter Folge die beiden ersten Symphonien Brahms‘ zu hören, die in besonderem Zusammenhang stehen und dennoch so verschieden sind. Mit dem herben Eröffnungssatz der gewichtigen „Ersten“ hatte selbst die Wiener Symphoniker noch etwas Mühe, und das Violinsolo, gespielt von Konzertmeister Anton Sorokow, im ungewohnt breit angelegten zweiten Satz hat man schon beseelter vernommen. Doch der auch als Komposition höchst aufregende Finalsatz geriet dem Orchester unter dem Gastdirigenten Pablo Heras-Casado ganz hervorragend.

Der sympathische Spanier beziehungsweise Andalusier aus dem wunderschönen Granada agiert ohne Stab mit ausdrucksstarken, sehr authentischen Bewegungen, ist den Musikern zugewandt und wirkt so als Primus inter Pares. Nach einer Pause genoss man bei der lieblicheren „Zweiten“ so recht den legendären „Brahms-Klang“ des Orchesters. Nicht nur aufgrund ihres Charakters geriet diese Musik entspannter und weicher. Offenbar war sie Heras-Casado vertrauter, denn hier dirigierte er auswendig. Die mit Bregenz so verbundenen Wiener Symphoniker und die gewinnende Art des Dirigenten veranlassten den vollen Saal zu anhaltendem, wenn auch nicht frenetischem Applaus, der schließlich mit einer Zugabe, dem „Ungarischen Tanz“ Nr.5., natürlich von Brahms, bedankt wurde.

Foto: Jiyang Chen

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