Schon im vergangenen Jahr bei der Bregenzer Festwoche, die coronabedingt satt den Bregenzer Festspielen stattfand, begeisterte das Berliner Vokalensemble THE PRESENT, ein Name, der allerhand Assoziationen hervorruft und die Vielseitigkeit der Gruppe widerspiegelt. Mit ihrem diesjährigen Programm führte es auf die Oper „Wind“ von Alexander Moosbrugger hin, die nächste Woche uraufgeführt wird.
„Durch den Garten mit…“ nannte das Ensemble THE PRESENT das Programm, das es Dienstag im Kunstbaus Bregenz darbot. Und ein fantastischer Garten ist der Ort, in dem Alexander Moosbruggers Oper „Wind“ angesiedelt ist. Nach dem 1499 erschienen Buch „Hypnerotomachia Poliphili“ von Francesco Colonna konzipiert, wandelt der Held Poliphilo auf der Suche nach seiner geliebten Polia durch utopische Räume. Polia wird gesungen von Hanna Herfurtner, einer der Sopranistinnen von „THE PRESENT“, die gleich nach dem Madrigal „O sonno“ – „O Schlaf“ von Cipriani di Rore aus dem 16.Jahrhundert in der Kollage „Tombala“ von Wolfgang Heiniger, geboren 1964 brillierte. Mit aberwitzigem Wechsel von Sprache und Gesang karikierte sie die Moderatorin einer Fernsehshow. Damit war das Programmkonzept klargelegt, nämlich Alte Musik in Verbindung zu setzen mit aktuellen Kompositionen. In gewisser Weise tut das auch Alexander Moosbrugger, der immer wieder alte Stimmungen oder Tonskalen auf sehr subtile Weise in seine Werke einfließen lässt. Im KUB folgten nun auf vier wunderbar gesungene Renaissance-Madrigale eine Uraufführung von Sidney Corbett, geboren 1960. Der US-Amerikaner, der im Mannheim lebt und unterrichtet, vertonte hier erotische Gedichte von Delmira Agostini aus Uruguay. Meisterhaft gesungen von den drei Frauen Hanna Herfurtner, Olivia Stahn und Amélie Saadia faszinierten sie in ihrer komplexen Stimmführung. Mit der Parodie eines italienischen Schlagers präsentierte sich Tenor Tim Karweick. Und nach einem Solo des Lautenisten Lee Santana, einer minimalistischen Komposition von Catherine Lamb und einem Madrigal von Claudio Monteverdi erblühte mit den „Blumenstudien“ der 1963 geborenen Lucia Ronchetti endlich ein utopischer Garten in all seiner Pracht. Endlich soll auch der Basssänger des Ensembles Felix Schwandtke genannt sein.
Die eher überschaubare Gruppe der ZuhörerInnen goutierte das Konzert, hätte aber noch mehr davon gehabt, wenn sie mehr Informationen bekommen hätte. Entweder hätten die MusikerInnen moderieren können oder das Programmblatt hätte ausführlicher Infos bringen können. Zudem wären die vertonten Texte interessant gewesen.
(Foto: Anja Köhler)
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