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Bregenz: ein Anarchist wird festspielwürdig

 

Wie soll man ein Programm nennen, das so höchst unterschiedliche, höchst originelle und dabei irgendwie typisch österreichische Künstler wie die Banda „Franui“ und den Puppenspieler Nikolaus Habjan zusammenführt, noch dazu mit Werken des „Anarchisten“ Georg Kreisler? „Alles nicht wahr“ passt ganz gut.

Wenn Andreas Schett mit seiner stoisch schnoddrigen Art an die Rampe tritt und sein „Griass enck“ in Mikrophon murmelt, liegt das Publikum bereits flach. Dann erzählt Schett, Leiter der Osttiroler Banda Franui von der alternden Sängerin Lady Bug, die in Innervillgraten ihr Abschiedskonzert geben wollte und dafür einen Flügel samt Spieler bestellt hat. Gekommen ist ein Flügelhornspieler, der, als die Dame darob „ausgezuckt“ ist, Verstärkung geholt hat, nämlich die Musikbanda „Franui“. „Alles nicht wahr“ kann man da nur lachend mit Georg Kreisler sagen, dessen Werke den großen Teil des Programmes ausmachen. Diese sind aber keineswegs nur zum Lachen, es bleibt einem im Gegenteil im Halse stecken, nicht nur bei „Tauben vergiften im Park“, oder „Der Tod muss ein Wiener sein“. Auch Texte gibt es wie das an Karl Valentin gemahnende „Der Staatsbeamte“ oder „Der Witz“ und schließlich allerhand Philosophisch-Sarkastisches über das Sterben und den Tod – in den Werken Georg Kreislers gibt es noch so manches zu entdecken. Wen wundert es, dass Gustav Mahlers Musik immer wieder gut dazu passt. und wenn Lady Bug am Ende nur noch als ein Häufchen Elend am Boden liegt und dann in den Koffer gepackt wird, so erklingt süßlich „Das Begräbnis der Puppe“ aus den Kinderszenen von Tschaikowski. Zuvor wähnte man nicht nur einmal, dass Lady Bug ein echter Mensch ist, so lebensnah führt Nikolaus Habjan sie, so authentisch spricht und singt er für sie. Und dass er nicht nur ein begnadeter Puppenspieler ist, sondern auch Kunstpfeifer, bewies er mit der zweiten Zugabe. Mit den zarten Instrumenten von Franui wurde der „Hausheilige“ der Banda Franz Schubert beschworen und dessen Lied „Du bist die Ruh“ zelebriert. Das voll besetzte Festspielhaus spendete Standing Ovations.

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