Das deutsche Artemis Quartett war bei der Schubertiade schon öfters zu Gast, es überraschte aber diesmal mit neuen Gesichtern. So sieht man an der Geige die in Deutschland geborene Suyoen Kim, die mit der angestammten Vineta Sareika am Platz der Primaria alterniert. Das Cello hat nun die junge, als Solistin schon profilierte Holländerin Harriet Krijgh übernommen, während Gregor Sigl an der Bratsche lange vertraut ist. Mit Suyoen Kim am ersten Pult hörte man das Streichquartett Opus 22 in F-Dur von Tschaikowski. Schon in der Einleitung zum ersten Satz mit ihren schmerzhaft reibenden Klängen wurde klar, dass diese vier Musikerinnen und Musiker eine äußerst ausgefeilte und durchdachte Interpretation bieten werden, so wie sie übrigens auch ihren Kleidungstil sorgsam aufeinander abgestimmt haben (wobei ich sonst kein Fan bin vom einheitlichen Schwarz bei Musikerinnen). Gerade die dunklen Akkorde dieser Einleitung, aber auch einiges mehr, wie etwa der besondere Walzer im zweiten Satz, lassen bereits die Symphonie pathetique Tschaikowskis erahnen. Dieses zweite von den drei Streichquartetten Tschaikowskis erfordert von den Musikern und den Hörer große Konzentration, dauert es doch fast vierzig Minuten. Nach der Pause des Konzertes vom Dienstagnachmittag erklang Schuberts Quartett „Der Tod und das Mädchen“, das übrigens in der parallelen Tonart d-Moll steht und ebenso vierzig Minuten Spieldauer aufweist – auch hier hat das Artemis Quartett die Sache durchdacht, nämlich die Programmdramaturgie! Nun mit Vineta Sareika am Pult der Primaria, musizierte es ebenfalls berückend differenziert. Herzstück des Werkes ist der Variationensatz über ein Motiv des Titel gebenden Liedes, und dieser ungemein zarte Klang, mit dem das Artemis Quartett das Thema anstimmte, zog sich fast leitmotivisch durch das Werk. So war schön zu erleben, wie sich das neu formierte Ensemble ganz offenbar bereits in größter Übereinstimmung musiziert. Den jubelnden Beifall bedankten die drei Damen und der Herr mit dem Scherzo aus Schuberts letztem Quartett, dem in G-Dur D 887.
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