Mit einer Klaviermatinee von Sir András Schiff endete gestern die Juni-Ausgabe der Schubertiade Schwarzenberg. Besprochen seien hier der Klavierabend von Till Fellner am Donnerstag um 20h, dann das Rezital vom Samstagnachmittag des Pianisten Paul Lewis, und von Sonntagabend ein Liedrezital von Bariton Matthias Goerne und Sarah Christ, Harfe.
Am Donnerstagabend erlebte man einen der erlesenen Klavierabende von Till Fellner. Zwei Schubert-Sonaten spielte er, die in A-Dur D959 und die in B-Dur 960, und alle diese komplexen Strukturen und Verläufe legte er so organisch und natürlich, so perlend und lebendig an, als sei es das Selbstverständlichste von der Welt. Eine uneitlere, noch mehr der Musik dienende Haltung ist nicht vorstellbar.
Wie Till Fellner ist der Engländer Paul Lewis Meisterschüler Alfred Brendels. Sein Interpretationsstil ist geprägt von diesem und daher – wie eben auch bei Fellner – unaufgeregt und im besten Wortsinn klassisch und werktreu. Die ideale Zugangsweise also zu Beethoven und Schubert, die er in Schwarzenberg spielte, wobei er mit der aparten Sonate in e-Moll Haydns das Konzert eröffnete. Es folgten Moments musicaux von Schubert, die Lewis äußerst einfühlsam spielte. Nach der Pause stand ein Werk auf dem Programm, das an sich schon ein Konzert füllen würde: die „Diabelli-Variationen“ von Beethoven. Diesen begegnete der Pianist mit einem sehr markanten und kraftvollen Spiel, vor allem im ersten Teil, brachte aber auch das Publikum zu Schmunzeln mit Skurrilität. Auch bei den komplexesten Verläufen blieb Lewis klar, sodass man gut und mit Spannung folgen konnte. Großartig, vor allem wenn man bedenkt, dass Pianisten grundsätzlich auswendig spielen!
Hohe Erwartungen weckte das Liedrezital am Samstagabend, gilt doch die Stimme von Matthias Goerne als einer der schönsten Baritone derzeit. Dazu wirkte die Entscheidung, sein gut gewähltes Programm nicht von einem Konzertflügel, sondern einer Harfe begleiten zu lassen, reizvoll. Die große Konzertharfe – ein Instrument, das es in dieser Form zu Zeiten Schuberts nicht gab – wurde wunderschön gespielt von Sarah Christ, doch merkte man bald, dass dieses Instrument doch weniger Ausdrucksmöglichkeiten hat als ein Flügel. Matthias Goerne war stimmlich in guter Form, was er aber mit seiner Atmung macht – geräuschvolles Einatmen und Hochziehen der Schultern – hätte nicht nur seiner einstigen gestrengen Lehrerin Elisabeth Schwarzkopf missfallen. Zudem ist sein stereotypes Armerudern gewöhnungsbedürftig. So schloss man am besten die Augen und lauschte den schönen Klängen von Stimme und Harfe und genoss die eindrucksvolle Auswahl an Liedern Franz Schuberts, gezählte neunzehn, die die beiden Künstler ohne Pause darboten.
Das Programm der Schubertaide 2020 ist erschienen – auch hier liegen die Varianten zum Gewohnten im feinen Bereich. Innovation überlässt man anderen. Das Publikum goutiert es.
1 Comments