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Schubertiade: Abschied Hagen Quartett und Sabine Meyer

Langjährige Schubertiadekünstler verabschieden sich. Nebenbei die Genderfrage.

Eines der letzten Konzerte sowohl des Hagen Quartetts als auch der Klarinettistin Sabine Meyer ging am Donnerstagabend über die Bühne des Angelika-Kaufmann-Saales in Schwarzenberg. Ihr jeweiliges Debut bei der Schubertiade war bereits 1985. Das Hagen Quartett formierte sich Ende der 1970er Jahre mit den vier Geschwistern Lukas, Angelika, Veronika und Clemens Hagen. Der Vater Oskar Hagen stammt aus Lustenau in Vorarlberg und war Bratscher im Mozarteum Orchester Salzburg. Während drei der Geschwister bis heute geblieben sind, kam anstelle von Angelika, die eine eigene Karriere verfolgte, Annette Bik und später Rainer Schmidt ans Pult der zweiten Violine. Das Hagen Quartett wurde geprägt von Nikolaus Harnoncourt, zu dessen Verleihung der Ehrendoktorwürde 2008 am Salzburger Mozarteum sie musizierten. Der Name der Klarinettistin Sabine Meyer ist mit Herbert von Karajan verbunden, der sie sich 1982 als Klarinettistin in die Reihen der Berliner Philharmoniker wünschte. Sie wäre die erst zweite Frau in diesem Orchester gewesen. Die Philharmoniker stellten sich gegen Meyer, wodurch es zu einem ernsten Konflikt zwischen Karajan und dem Orchester kam. Das machte die junge Klarinettistin bekannt und so konnte sie eine höchst erfolgreiche Solokarriere starten. Mit Mozarts Klarinettenquartett erfreute sie mit dem Hagen Quartett das Publikum. Sie überzeugte einmal mehr mit ihrem schier unendlichen Atem und wunderbarer Tongebung, die Streicher klangen jedoch zurückhaltend. Auch bei Schuberts Quartett in G-Dur blieb das Hagen Quartett verhalten. Besonders vom Primarius Lukas Hagen hätte man sich mehr Biss erwartet, während Clemens Hagen am Cello doch zuweilen etwas markiger aufhorchen ließ. Sowohl Sabine Meyer als auch das Hagen Quartett treten 2025 beziehungsweise 2026 noch wenige Male bei der Schubertiade auf.

 

Die Genderfrage in der Klassik

Bei Sabine Meyers Geschichte wie auch beim Hagen Quartett kann man gut nachverfolgen, wie sich der Genderbereich in der klassischen Musik gewandelt hat. Meyer wäre ja die erst zweite Frau bei den Berliner Philharmonikern gewesen, inzwischen gibt es in allen Orchestern, selbst in den traditionellsten, sehr viele Damen, und das ist gut so. Weiters war zu Karajans Zeiten nahezu undenkbar, eine Frau am Dirigentenpult zu sehen. Auch das ändert sich, wenn auch nicht ganz so zügig. Bei den Streichquartett-Formationen, die international auftreten, vollzieht sich ebenfalls eine Wandlung. Waren Frauen früher allenfalls an den mittleren Pulten, sehr häufig an der Bratsche zu erleben, wie man es nicht nur beim Hagen Quartett sah und sieht, so gibt es nun mehrere namhafte Formationen, wo eine Frau die erste Geige spielt. Das ist so beim Minetti Quartett, beim Belcea Quartet oder beim Pavel Haas Quartett. Dass die Frauenquote bei der Schubertiade noch sehr zugunsten der Männer ausschlägt, liegt auch an der Tatsache, dass die Lieder Schuberts tatsächlich besser zu einer Männerstimme passen als zu der einer Frau. Gezählte 102 Männer treten 2025 auf, hingegen 41 Frauen. Die Schubertiade steht da aber nicht allein, auch die Montafoner Resonanzen haben einen starken Männer-Überhang, und das ohne ersichtlichen Grund. Sehr günstig hingegen steigen die Bregenzer Festspiele unter den nunmehrigen Intendantin Lilli Paasikivi aus, die weiblichen Künstlern einen breiten Raum geboten hat. Eine eigene Geschichte und länger zu erörtern wären hingegen weibliche Komponisten. In unserer Zeit haben sie stark aufgeholt, aber in der Vergangenheit gab es unter den vielen, die jetzt vor den Vorhang geholt werden, doch kaum Herausragendes wie einen Beethoven oder einen Bach.

Foto Schubertiade

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