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Schubertiade Schwarzenberg_ Das “Simply Quartet” – einfach gut!

Begeistert nahm das Schubertiade-Publikum das Debut des kosmopolitischen „Simply-Quartet“ auf.

Kammermusikformationen tragen gewöhnlich poetische Namen, also verwundert die Bezeichnung „Simply Quartet“ ein wenig. Zu erklären ist diese aus der chinesischen Philosophie, die Komplexität und Einfachheit verbindet. Denn dieser jungen Quartettformation wurde in Shanghai gegründet, und zwei der vier Mitglieder sind aus China. Jetzt leben die vier, also Danfeng Shen und Xiang Lyn, dazu die Steirerin Antonia Rankersberger und der Norweger Ivan Valentin Hollap Roald in Wien, nicht zuletzt um den Wurzeln dieser „Königskultur des Ensemblespiels“, dem Streichquartettspiel also, näher zu sein. Am Freitagnachmittag im Angelika-Kauffmann-Saal in Schwarzenberg sind sie relativ kurzfristig eingesprungen für ein Quartett-Ensemble um die Geigerin Baiba Skride, die erkrankt ist. Von dieser ursprünglichen Besetzung erhalten geblieben ist die holländisch-österreichische Cellistin Harriet Krijgh. Sie spielte nun im geänderten Programm das eine der beiden Celli in dem so magischen wie beliebten Streichquintett von Franz Schubert. Mit Baiba Skride geplant war Smetanas Quartett „Aus meinem Leben“, und dieses Motto hätte man auch dem nun vom Simply Quartet im ersten Teil ihres Debut-Konzertes gespielten Streichquartett in f-Moll von Felix Mendelssohn-Bartholdy geben können. Denn mit diesem seinem letzten Quartett beklagte der Komponist den plötzlichen Tod seiner geliebten Schwester Fanny Hensel – wenig später starb er selbst siebenunddreißigjährig, ebenfalls an einem Schlaganfall. In diesem so expressiven Werk blieben die vier jungen Musiker ihrem anspruchsvollen Publikum nichts schuldig. Vielmehr boten sie Ausdruckskraft, Leidenschaft und Dramatik, wohlausgewogen gepaart mit sauberster Intonation und Klangschönheit. Man kann solche Musik vielleicht anders spielen, besser aber wohl kaum. Auch das Streichquintett Schuberts interpretierten sie, nun mit Harriet Krijgh, auf faszinierende Weise. In dem fünfzig Minuten dauernden Opus magnum gilt es zudem, den Spannungsbogen zu halten, und auch das gelang den fünf Damen und Herren. Wenn es Längen gab, dann sicher die viel zitierten „himmlischen Längen“. Die Vielschichtigkeit und Dramatik des ersten Satzes, dann die, wenn auch unterbrochene, Weltentrücktheit des zweiten, dann den deftigen Tanz des dritten und schließlich der in seinen folkloristischen Anklängen ziemlich geerdete vierte Satz: all das drückten die fünf jungen Musiker auf die ihnen eigene, vollendete Art aus. Man muss um die Zukunft der Klassik keine Angst haben!

 

(Foto: Schubertiade)

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