Unter der einfallsreichen wie geschmackvollen Regie von Guta Rau und ihrem Team und dem präzisen und wachen Dirigat von Michael Balke schnurrte die wohl beste aller Operetten, nämlich „Die Fledermaus“ von Johann Strauß höchst unterhaltsam ab.
Noch bis ins Frühjahr 2023 finden die Vorstellungen des Theater Sankt Gallen im behelfsmäßigen, aber sehr praktikablen „Um!bau“ statt, dann kann das generalsanierte Stammhaus wieder bezogen werden. Dem Spielbetrieb tut das keinen Abbruch. So erlebte am Samstag als zweite Musiktheaterproduktion der Saison „Die Fledermaus“ von Johann Strauß ihre bejubelte Premiere. Guta Rau, die junge, fix am Haus angestellte Münchnerin, bewies nach ihrer „Zauberflöte“ von der letzten Saison erneut ihre unverstellte und frische Sicht auf einen Klassiker des Musiktheaters. Sie beißt sich nicht an den problematischen Seiten der „Fledermaus“ fest, die vor allem in den dargestellten Alkoholexzessen liegen, aber auch im Lächerlich machen des Stotterers Dr.Blind, auch macht sie nicht den Fehler, den Darstellern den Wienerischen Sprachakzent aufzuzwingen, was eh selten gelingt. Im Vordergrund ihrer Inszenierung stehen Witz und Erotik, unterstützt von den schönen Kostümen von Claudio Pohle und tollen Balletteinlagen von Kinsun Chan, die durchaus auch in die flotten 1920er Jahre führen. Da macht auch das Orchester mit und spielt plötzlich Johann Strauß im Bigbandsound. Doch was wäre eine Operette ohne die Sängerinnen und Sänger, und die sind ohne Ausnahme brillant. Allen voran zu nennen ist die attraktive Rosalinde von Ekaterina Bakanova, die auch den gefürchteten Csardas hervorragend meistert. Zu Beginn etwas schrill, aber dann sehr sympathisch zeichnet Theresa Steinbach die Adele. Mehrere Figuren bedienen das derzeit so aktuelle Changieren zwischen den Geschlechtern, so der Gefängnisdirektor Frank von Kristján Jóhannesson oder der Prinz Orlofsky von Jennifer Panara. Mit angenehmer Tenorstimme bewältigt Manuel Günther die etwas undankbare Partie des Alfred, und Vincenzo Neri gibt den Gabriel von Eisenstein. Der souveräne Äneas Humm ist Dr. Falke alias „Die Fledermaus“, der Drahtzieher also dieser skurrilen Handlung. Michael Balke dirigiert das präzise spielende Orchester und verlangt ihm mit den Temporückungen in der Ouvertüre einiges an Flexibilität ab, was gut gelingt. Auch der Kontakt mit der Bühne, also den Soli und dem Chor, letzterer einstudiert von Franz Obermair, gelingt tadellos. Eine rundum erfreuliche Aufführung also, die, mit teilweise alternierender Sängerbesetzung, noch bis in den Januar hinein auf dem Spielplan steht.
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