Frank Martins weltliches Oratorium “Le vin herbé” in der Lokremise Sankt Gallen
In Koproduktion mit der von David Pountney, dem vormaligen Festspielchef in Bregenz geleiteten Welsh National Opera Cardiff zeigt das Theater Sankt Gallen Frank Martins Musiktheater „Der Zaubertrank“. Das Instrumentalensemble besteht aus Studenten des Vorarlberger Landeskonservatoriums. Es ist eine ganz besondere Produktion, die in ihren Konstellationen und ihrer Unmittelbarkeit, vor allem aber durch die Rolle, die der Chor hat, an ein altgriechisches Theater gemahnt. Im coolen Ambiente der Lokremise sitzt das Publikum auf Podien rings um die Spielfläche, auf der sich die Geschichte von Tristan und Isolde abspielt. Verglichen mit dem bekannten gleichnamigen Werk von Richard Wagner ist diese facettenreicher, aber auch kompakter erzählt. Sie folgt dem schönen Roman von Joseph Bédier und wird in Sankt Gallen auf deutsch gegeben – in vorbildlich deutlicher Diktion.
Und auch wenn es um die leidenschaftliche und todbringende Liebe zwischen Tristan und Isolde geht, so steht im Mittelpunkt dieser Handlung der Chor, dessen Mitglieder vielfach auch solistisch singen und stark in die Aktionen eingebunden sind. Sie machen ihre Sache großartig, wie auch die Solisten, von denen stellvertretend Nik Kevin Koch und Sheida Damghani als Liebenspaar genannt seien. Die acht jungen Musikerinnen und Musiker aus Feldkirch bieten die beeindruckende Musik Frank Martins professionell dar und spielen klangschöne Soli, alles unter der fabelhaften Gesamtleitung von Hermes Helfricht. So erlebt das Publikum in der Regie von Polly Graham, der Ausstattung von April Dalton, der Choreografie von Jo Fong und nicht zuletzt der Lichtregie von Tim Mitchell ein äußerst spannendes und ungewöhnliches Musiktheater.
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