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Leo McFall: dynamische Bandbreite mit Bruckner und Messiaen

Eine starke Visitenkarte lieferte der neue Chefdirigent des Symphonieorchesters Vorarlberg im Abo-Konzert ab, das an diesem Wochenende erklingt, nochmals heute Sonntag, um 11h und um 19.30. Ein Orchesterwerk des jungen Olivier Messiaen von 1930 wurde verbunden mit der Sechsten Symphonie von Anton Bruckner.

Leo McFalls Amtsvorgänger als Chef des SOV, Gérard Kosten, wollte bis nach seinem fünfzigsten Geburtstag mit dem Dirigat einer Bruckner-Symphonie warten. Der smarte Engländer McFall wird heuer vierzig und wagte sich bereits jetzt an diesen so großartigen wie sperrigen Symphonikers aus Oberösterreich. Das Ergebnis gibt ihm recht: die selten aufgeführte „Sechste“, 1881 entstanden und 1899 in Wien durch Gustav Mahler uraufgeführt, machte eine gewaltigen Eindruck im Montforthaus Feldkirch. Vor allem die breit gefächerte Dynamik, die Leo McFall mit dem groß besetzten SOV hören ließ, machte Staunen, denn dergleichen erlebt man nicht oft. Machtvoll türmt sich der erste Satz, wundervoll ausgesungen das Adagio. Mit seinen Pizzikatopassagen, die aufregend kontrastiert werden von der Horngruppe, überrascht das Scherzo, und der letzte Satz legt mit seinen Reminiszenzen an den ersten die Klammer über das große Werk. Nur einen Bruchteil der Zeitdauer dieser Symphonie beansprucht Olivier Messiaens Orchesterstück „Les offrandes oubliées“ – „die vergessenen Opfergaben“. Gemeint ist der Kreuzestod Jesu Christi, den Messiaen keineswegs dogmatisch beleuchtet, sondern in freien Assoziationen und wunderbaren Klängen. Von schmerzvoller Schärfe zu zartesten Regungen und schließlich einer tief berührenden Streicherkantilene breitet sich ein musikalischer Kosmos aus. Dieses Werk stand am Beginn dieses Programmes, das die besondere Verbindung von Musik und Spiritualität aufleuchten ließ und das sowohl vom Dirigenten Leo McFall als vom Orchester ergreifend gemeistert wurde.

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