Wo steht die zeitgenössische Musik? Diese Frage beleuchteten, nach den Konzerten „Zeitklang“ des vorarlberg museums, einmal mehr die Bregenzer Festspiele mit dem „Konzert im KUB“. Im Rahmen des „Opernateliers“ kuratierte die belgisch-irische Komponistin und Geigerin Éna Brennan ein spannendes Programm.
Ins Kunstbaus Bregenz eintretend, wurde das Publikum in den ersten Stock gebeten, wo es im schummrigen Halbdunkel und auf einem weichen Teppichboden sowohl Stühle als Liegematten vorfand. Von letzteren wurde eifrig Gebrauch gemacht. War dies eine Einladung, das Konzert im Alpha-Zustand“ zu genießen? Es war möglich, denn die Musik des Streichquartetts und des Vibraphons mit gelegentlichen elektronischen Klangflächen waren weitgehend ruhig. Wer allerdings das Konzert mit wachen Gedanken verfolgen wollte, war weniger gut dran. Denn das Programmheft war nur sehr klein und zart gedruckt, sodass es im Halbdunkel nicht zu lesen war, und natürlich auch nicht die Ausführungen über die doch mehrheitlich unbekannten Komponisten wie auch deren stilistische Ausrichtung. Und das wäre doch spannend gewesen. Abgesehen von den beiden Stücken von Béla Bartók und Igor Strawinski orientiert sich der Stil, der hier vorherrschte, an der Minimal Music etwa eines Phil Glass oder Steve Reich, hat Nähe zur Spiritualität (Linda Buckley: „Ekstasis“ oder John Tavener: „The Lamb“) oder er ist verbunden mit Filmmusik wie Max Richters „On the Nature of Daylight“, welches verändert in Martin Scorseses „Shutter Island“ vorkommt. Vielfach sind diese Tonschöpfer auch im Pop-, Folk- und Indie-Bereich zu Gange, wie Sufjan Stevens, dessen „Year oft he Rat“ und „Enjoy Your Rabbit“ zudem von seiner pankulturellen Ausrichtung zeugt. Das einzige Werk, das Éna Brennan zum Programm beisteuerte, hieß bescheiden „untitled“ und gab mit seiner gekonnt flüssigen Klangsprache einen Vorgeschmack auf die Oper. Diese ist ebenfalls noch ohne Titel und kommt auf ein Libretto von David Pountney 2024 in Bregenz heraus. Ein eindrucksvolles Konzert also, das im Gegensatz zu vieler zeitgenössischer Musik eine echte Perspektive für diese Kunstform aufscheinen ließ. Störend mochte man die Klangkulisse aus dem Lautsprecher empfinden, die einem vor und auch unmittelbar nach dem Konzert umfing. So wagten viele Zuhörer keinen Applaus für die ausführenden Künstler Michal Majersky, Anita Martinek, Guy Speyers, Detlef Mielke und Hermann März.
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