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Kirill Petrenko dirigiert Mahlers “Achte” in Bregenz

 

Ein Kraftakt ohnegleichen für alle, die in irgendeiner Weise beteiligt waren, ist die Aufführung der „Achten Symphonie“ im Rahmen von Kirill Petrenkos Mahler-Zyklus mit dem Symphonieorchester Vorarlberg. Sie ist in überwältigender Weise gelungen.

„Wie eine blitzartige Vision“ stand die „Achte“ ihrem Schöpfer vor Augen. Daher gibt es wohl auch keine rationale Erklärung, warum Gustav Mahler zwei höchst unterschiedliche Texte, nämlich den frühmittelalterlichen Hymnus „Veni creator spiritus“ und den so mystischen Schluss aus Goethes „Faust II“ zusammen gebracht hat, als ersten und zweiten Satz dieser „Symphonie der Tausend“, die Bregenz immerhin an die 340 Mitwirkenden auf der Bühne vereint hat. Kirill Petrenko, der trotz seiner steilen Karriere dem SOV, in dem einst sein Vater Gary Petrenko erster Geiger war, die Treue hält, dirigiert den ersten Satz äußerst straff, zuweilen kantig und zerklüftet, manchmal in seiner Macht und Rhythmik fast martialisch. Den zweiten Teil gestaltet er, übrigens hier wie dort den Intentionen von Mahlers Partitur folgend, ja diese unverblümt offenlegend, weich, sanft, vielschichtig. So wäre eine Interpretation dieser tatsächlich kosmischen Symphonie möglicherweise  in der Darstellung des männlichen und des weiblichen Prinzips in der Schöpfung zu suchen. Nicht zuletzt endet die Komposition mit den Worten „das Ewig-Weibliche zieht uns hinan“. Und es ist durch die Komposition festgelegt und tritt in dieser Aufführung besonders hervor, dass die weiblichen Gesangsolisten in Vordergrund stehen. Sie sind, trotz zweifacher Umbesetzung, prägnanter als die ihre Kollegen. Bassist Kwangchul Youn ist ausdrucksarm, Bariton Daniel Boaz gut, aber nicht viel beschäftigt und Tenor Norbert Ernst ist zwar sehr präsent, hatte aber zumindest am Donnerstagabend mit seiner Höhe zu kämpfen. Makellos hingegen die Damen: die dunkelstimmige Diana Haller, die präsente Claudia Mahnke, die schmiegsam singende Sarah Wegener und die strahlende Elza van den Heever.  Ein besonderes Erlebnis bot Letizia Scherrer, die ihren kurzen, aber wunderbaren Einsatz vom Balkon herab sang. Der anspruchsvolle Chorpart wurde getragen vom Salzburger Bachchor (Einstudierung Alois Glassner), ergänzt durch den Bregenzer Festspielchor (Benjamin Lack). Bezaubernd und stimmsicher der Kinderchor der Musikmittelschule Bregenz-Stadt, vorbereitet von Wolfgang Schwendinger. Endlich sei das Symphonieorchester Vorarlberg genannt, das hiermit wohl das größte Projekt seiner Geschichte bewältigt hat und damit über sich selbst hinaus gewachsen ist. Welche Konzentration, welche Präzision des Zusammenspiels und welch Schönheit in all den vielen Instrumentalsolis. Jubelnder Beifall: „Jauchzet auf, es ist gelungen!

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