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Händels „Jephtha“ am Vorarlberger Landestheater

Bereits für das letzte Jahr geplant und geprobt, kommt nun am Sonntag Georg Friedrich Händels Oratorium „Jephtha“ in einer szenischen Version am Vorarlberger Landestheater zur Aufführung. Heinz Ferlesch dirigiert das Symphonieorchester Vroarlberg, den Bregenzer Festspilechor und ein Solistenensemble. Regie führt Stefan Otteni. Otteni inszeniert sowohl Schauspiel als auch Musiktheater an vielen Häusern in Deutschland und arbeitet im Irak an interreligiösen Theaterprojekten. Er ist daher mit der unseligen Verquickung von Religion und Politik vertraut und damit auch mit der Grundfrage des Werks: „Muss man alles halten, was man Gott gelobt hat?“

Herr Otteni, die Handlung des szenischen Oratoriums „Jephtha“ spielt im Krieg. Nun haben wir einen Krieg mitten in Europa.

Man möchte als Theaterschaffender ja gerne aktuell sein, aber diese Aktualität wünscht sich niemand. Da ich immer wieder im Nordirak gearbeitet habe, habe ich erlebt, wie es Menschen im Krieg geht. Besonders die Soldaten, die jungen Männer, trifft es hart, sie sind vielfach völlig traumatisiert. So wie bei uns im Stück.

Diesem liegt eine Erzählung aus dem „Buch der Richter“ im Alten Testament zugrunde. Es ist das einzige Menschenopfer des ganzen Alten Testaments, das vollzogen wird.

Jephtha ist ein Feldherr, der vor einer entscheidenden Schlacht steht. Er gelobt Jahwe, dass, wenn er diese gewinnt, er das erste Wesen opfern wird, das ihm entgegenkommt. Und dann ist es seine Tochter. Sie hat in der Bibel nicht mal einen Namen, und wird dort hingerichtet. Offenbar war das Händel und seinem Librettisten zu grausam, und er hat Anleihe genommen bei einer anderen biblischen Szene, der, in der Abraham den Isaak opfern soll und von einem Engel gehindert wird. Auch in Händels Jephtha kommt ein Engel und wendet die Geschichte fast zum Guten. Nicht alle sind am Ende glücklich.

Für die Aufführung in Bregenz haben Sie zwei Rollen für Schauspieler eingefügt sowie Texte anderer Autoren dazu genommen.

In diesem Stück werden ganz wichtige theologische und menschliche Fragen aufgeworfen. Die könnten in der Musik untergehen, oder in den Übertiteln vorbeirauschen. Etwa das Rezitativ des Engels, ein Sopran, sie redet wie ein Theologe.

Die beiden Schauspieler stellen die besten Freunde von Iphis, der Tochter Jephthas, und von Hamor, ihren Verlobten dar. Wir nennen sie Mirjam und Aaron. Mirjam spricht einen Text aus Euripides „Iphigenie“ und für Aaron und Hamor habe ich eine Szene eingebaut, die ihren mentalen Zustand beleuchtet, wenn sie als Soldaten aus dem Krieg kommen – was ich oben schon angedeutet habe.

Sie haben viel wert gelegt auf die Zeichnung der Charaktere.

Ja, und das ist teilweise gar nicht so leicht, denn in den Gruppenszenen äußert sich meist einer hochemotional, und die anderen reagieren und bauen die Spannung auf. Die Sänger gehen da großartig mit, und auch der Chor ist phantastisch motiviert…

…dessen Partie aber stark gekürzt wurde.

Stimmt, in Übereinstimmung mit Benjamin Lack und dem Dirigenten Heinz Ferlesch. Wir haben auch viele Wiederholungen bei den Arien gestrichen, nur der Engel darf seine Botschaft ungekürzt verkünden.

Was für ein Engel könnte die aktuelle Kriegssituation zum Guten wenden?

Engel stehen für eine Utopie, einen Traum, oder die innere Stimme. Utopie gibt es auch im Detail: Man hat etwa erforscht, warum im zweiten Weltkrieg so viele Patronen fehlgeschossen wurden. Die Soldaten hatten mit Absicht danebengeschossen, weil sie nicht töten wollten. Im Theater können wir solche Möglichkeiten durchspielen, um wieder Kraft zu haben für den sch…nöden Alltag.

Vielen Dank für das Gespräch und toitoitoi!

 

 

 

 

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