Das neue Buch von Nikolaus Harnoncourt
Auch nach dem Tod von Nikolaus Harnoncourt wird der Residenz Verlag nicht müde, Bücher von und über ihn herauszubringen. Nach einigen enttäuschenden Publikationen in den Jahren zuvor, die einfach nur Booklet-Texte und dergleichen sammelten und als neues Buch des Meisters deklarierten („Mozart-Dialoge“ oder „Töne sind höhere Worte“) ist die Neuerscheinung endlich ein Text, der tatsächlich von Harnoncourt selbst geschrieben wurde. „Wir sind eine Entdeckergemeinschaft“ sind Tagebuchaufzeichnungen und persönliche Notizen, hauptsächlich über die ersten Jahre des Concentus Musicus Wien, dem bahnbrechenden Originalklangensemble, gegründet von Nikolaus Harnoncourt und seiner Frau, der Geigerin Alice Harnoncourt, die diese Texte herausgegeben hat. Sie war die Konzertmeisterin und oftmalige Solistin im Concentus Musicus, Managerin, Noten-Editorin und vieles mehr, dazu noch Mutter der vier Kinder des Ehepaares. Jeder Harnoncourt-Freund wird diese Veröffentlichung mit dem allergrößten Wissensgewinn und Vergnügen lesen, wird sich ergötzen an den köstlich-bissigen Humor des Meisters – ich musste einmal so lachen, dass ich nicht mehr weiterlesen konnte. Diese Bissigkeit macht auch nicht Halt vor Kollegen, und da frage ich mich schon, ob Harnoncourt selbst diese Abrechnungen, etwa mit Karl Richters Matthäuspassion (seitenlang und detailfreudig), eins zu eins an die Öffentlichkeit gebracht hätte. Bei seinen Tiraden über die Kritiker habe ich selbst die Ohren eingezogen. Aber mich kann er doch nicht gemeint haben, hat er selbst mich doch mehrmals mit dem Verfassen von Booklet-Texten oder Programmen betraut!
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