Ein Programm mit festlich-frohen Werken der Wiener Klassik bescherte das Symphonieorchester Vorarlberg seinen Abonnenten beim traditionellen Osterkonzert. Der Auftritt des österreichischen Ausnahmepianisten Ingolf Wunder mit Mozart begeisterte, Beethovens federleichte „Achte“ hingegen hätte mehr Proben vertragen.
Was tun, wenn man Wunder heißt und aussieht wie Mozart, zumindest im Film „Amadeus“ von Miloš Forman? Man tritt die Flucht nach vorne an und wird ein Pianist, der die Regeln des Herkömmlichen hinter sich lässt. Im Konzert des SOV in Feldkirch –am nächsten Tag fand es nochmals in Bregenz statt – erlebte man es dahin gehend, dass Ingolf Wunder nicht nur mit entrücktem Blick und allerlei mystischen Mundbewegungen und Mienen seinen Part spielte, sondern auch musikalisch allerhand Eigenes hinzufügte. Das ist legitim bei einem Klavierkonzert von Mozart, denn es war zu dieser Zeit Usus. Wunder tat es nicht nur bei den Kadenzen, sondern erlaubte sich auch einen „Eingang“ bei seinem ersten Einsatz, und er improvisierte wohl auch bei seinen Zugaben von Mozart und Debussy. Das Publikum reagierte begeistert, Puristen hingegen wandten zu Recht ein, dass vor allem die Kadenzen stilistisch wenig zu Mozart passten. Vom Orchester und vom Pianisten gleichermaßen wunderbar gespielt wurde der Mittelsatz des Konzertes in C-Dur KV 467, der ja auch zu Filmehren gekommen ist – es war zweifelsohne der Höhepunkt des Abends. Dieser gesamthaft doch echt bemerkenswerte solistische Auftritt wurde umrahmt von zwei Sinfonien von Haydn und Beethoven, die, wie auch das Konzert von Mozart unter dem Dirigat von Domingo Hindoyan standen. Der Venezuelaner, der aus dem Musikerziehungsprogramm „El Sistema“ hervorging, stand schon einmal am Pult des SOV, nämlich bei Donizettis „Liebestrank“ in einer Produktion des Theaters am Kornmarkt. Er hinterließ damals einen hervorragenden Eindruck. Diesen konnte er allenfalls mit der Interpretation von Haydns Sinfonie „La Reine“ wiederholen, die lebendig und frisch klang. Bei Beethovens „Achter“ fehlte offenbar die Zeit zum Proben, denn vieles kam ungenau und ruppig daher, und über das Charakteristische dieser Sinfonie, das mehrfache Verebben und neu Anlaufen des musikalischen Flusses, sportlich ausgedrückt das Stop an go, wurde sträflich hinweg musiziert. Hat man etwa gedacht, diese kürzeste aller Sinfonien Beethovens sei leicht zu musizieren, weil sie leicht klingt? Wieder einmal haben wir erfahren, dass das Leichte in Wirklichkeit ganz schwierig darzustellen ist.
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