Loading...
X

Bregenzer Meisterkonzerte: Königliche Klangqualität aus London

Bei den Bregenzer Meisterkonzerten gastierte das Royal Philharmonic Orchestra London unter seinem Chef Vasily Petrenko.

Der Name Petrenko ist sowohl in Russland wie auch in der Ukraine ein häufiger Familienname. So kommt es, dass es zurzeit gleich zwei prominente Dirigenten mit diesem Namen gibt. Neben dem uns bestens bekannten Kirill Petrenko ist da noch Vasily Petrenko, vier Jahre jünger als Kirill und seit der Saison 2021/22 Musikdirektor des Royal Philharmonic Orchestra in London. Sollte jemand im Bregenzer Festspielhaus am Donnerstagabend Kirill Petrenko erwartet haben, so wurde er zumindest musikalisch nicht enttäuscht. Denn die Klangqualität dieses englischen Spitzenorchesters ist stupend. Schon bei der eröffnenden „Egmont-Ouvertüre“ von Beethoven erlebte man Präzision und Trennschärfe, die dennoch verbunden war mit einem warmen und ausgewogenen Klang in allen Registern. Mittel- und Höhepunkt des Konzertabends war das Cellokonzert Opus 43 von Mieczyslaw Weinberg. Dieser jüdisch-polnische Komponist lebte vor allem in Russland. Sein Oeuvre ist, nachdem es fast vergessen war, durch die Aufführung seiner Oper „Die Passagierin“ bei den Bregenzer Festspielen 2010 wieder ins Interesse der Musikwelt gerückt. Es ist also bewegend, dass die Londoner uns nun Weinbergs Cellokonzert zu Gehör brachten, und das in einer kaum zu überbietenden Qualität der Interpretation. Solist war der junge Engländer Sheku Kanneh-Mason, der seit seinem Auftritt bei der Hochzeit von Prinz Harry and Meghan Markle Kultstatus hat. Auch in Bregenz nahm er das Publikum für sich ein, nicht nur wegen seiner sympathischen Art, sondern vor allem wegen seines ungemein sensiblen Spiels. Es ist kaum zu beschreiben, welch wunderbare, seelenvolle Klänge er seinem Goffriller- Cello von 1700 entlockte und mit welcher Einfühlsamkeit er die feine Melancholie, die Weinbergs Musik stets innewohnt, den Zuhörern mitteilte. Seine Zugabe, Bachs Choral „Komm, süßer Tod“, den er mit vier Cellisten aus dem Orchester darbot, setze diese Stimmung fort. Und etwas von dieser Atmosphäre hatte auch die durch ihre Besetzung und Spieldauer sehr ausladende Zweite Symphonie von Sergej Rachmaninow, der man gerne nachsagt, dass sie die „russische Seele“ widerspiegelt. Ob man mit dieser nostalgischen Schönheit der Klänge etwas anfangen kann oder nicht, sicher ist, dass die Royal Philharmonics diese Musik wunderbar spielten. Die Streicher schimmerten wie dunkler Samt in den stets stimmigen Tempi, die Vasily Petrenko vorgab, und die Bläsersoli, etwa von Klarinette oder dem Blech, ließen im Fluss der Klänge aufhorchen. Und wenn man vom Fingerspitzengefühl eines Dirigenten redet, so kann man das bei Vasily Petrenko wörtlich nehmen, das subtile Spiel seiner linken Hand war ein Ereignis für sich. Das jubelnde Publikum erhielt zwei Zugaben, von Gabriel Fauré  – wir feiern heuer seinen hundertsten Todestag, und Alexander Glasunow, der als Dirigent der Uraufführung von Rachmaninows Erster Symphonie eine leider unrühmliche Rolle spielte.

Übrigens: In einem Interview mit der norwegischen Zeitung Aftenposten äußerte sich Vasily Petrenko im August 2013 zu Dirigentinnen: Er sagte, Orchestermusiker reagierten besser darauf, einen Mann vor sich zu haben, und könnten sich aufgrund einer geringeren sexuellen Energie mehr auf die Musik konzentrieren. (Quelle: Wikipedia)

Foto: Vasily Petrenko 2013 (wikipedia)

0 Overall Score
0 Reader Rating: 0 Votes
0 Comments
Leave a Reply
Top