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Bregenzer Don Giovanni begeisterte

Mit jubelndem Beifall feierte das Publikum im Theater am Kornmarkt die Premiere von Mozarts „Don Giovanni“.

 

Nur mehr alle zwei Jahre sollen die Vorarlberger Musikfreunde die Oper am Kornmarkt erleben können, eine Sparmaßnahme, die schon die vergangene Landesregierung beschlossen hatte. Das ist sehr zu bedauern, vor allem weil die Produktionen der letzten Jahre sich durch ein hohes Niveau ausgezeichnet haben. Auch die aktuelle Oper, Mozarts „Don Giovanni“, überzeugte, ja begeisterte musikalisch und von den Sängern her. Auch die Regie von Andreas Rosar in ihrer gekonnten Synthese aus Traditionellem und doch immer wieder Heutigem, aus schaurigen bis ernsten Elementen und doch wieder Amüsantem faszinierte, wenngleich doch einige Fragen offen blieben. Denn obwohl die Entscheidung, den Don Giovanni mit einem reifen, weißhaarigen Herrn zu besetzen (Alejandro Marco-Buhrmester) im Vorfeld gut erklärt wurde, hatte sie doch so manchen irritiert. Sie ist aber nachvollziehbar, wenn man die gesamten Liebschaften dieses Herrn zusammenrechnet und zudem in Betracht zieht, dass man in dieser Oper sein mehrfaches Scheitern und schließlich sein Ende erlebt. Alejandro Marco-Buhrmester füllte jedenfalls seine Rolle sowohl stimmlich als darstellerisch gut aus. Er ist das Zentrum der Handlung, um das die anderen Figuren kreisen. Am allermeisten Donna Elvira, die ihn wütend verfolgt und gleichzeitig liebt – wie Mozarts Opern generell liefern die Figuren Charakterstudien, an der auch heutige Psychologen nicht vorbeikommen. Réka Kristóf als Elvira ließ sich zwar als indisponiert entschuldigen, bot aber eine hinreißende Leistung. Oder nehmen wir Donna Anna, die rätselhaft bleibt in ihrer Beziehung zu Don Giovanni und die Marta Kristin Friðriksdóttir mit wunderbar beseelten Tönen singt. Ihren Verlobten Don Ottavio zeichnet Ilia Skvirskji als noblen, besonnenen Charakter. Seine Arie „Il mio tesoro“ (man spielt in Bregenz eine spezielle Fassung) gestaltet er mit strahlendem Tenor. Herzerfrischend sind das Bauernpaar Zerlina (Martha Matscheko) und Masetto (Korbinian Schlag), und der Diener Giovannis, Leporello, gegeben von Marcel Brunner, mausert sich im Laufe des Abends zu Recht zum Publikumsliebling. Sie alle und das so differenziert und kultiviert spielende Symphonieorchester Vorarlberg werden dirigiert von Daniel Linton-France. Auf Seiten der Musik bleibt somit kein Wunsch offen, und übrigens sind auch die Kostüme der Soli eine wahre Augenweide, entworfen wie auch das Bühnenbild von Fabian Lüdicke. Doch warum ist die Gesellschaft – es ist der Bregenzer Festspielchor, einstudiert von Benjamin Lack – um das Hochzeitspaar Zerlina und Masetto schrill kostümiert wie auf einem Faschingsball? Und warum ist Don Giovanni auf dem Bild m Friedhof umgeben von unbekleideten weiblichen Schaufensterpuppen, die sich dann bei seinem Abendessen mit dem Komtur zu lebendigen Damen im Hauttrikot verwandeln, die ihn bedrängen? Eine vor allem optisch wenig überzeugende Lösung dieser freilich enorm schwierig zu inszenierenden Szene. Dass Giovanni jedoch an sich selbst zerbricht, ist gut nachvollziehbar. Er sieht sich ja die ganze Szene lang im Spiegel, und der schließlich erscheinende Komtur (Evert Sooster) ist genau wie er gekleidet. Fragen sollen in der Kunst gestellt werden und dürfen auch offen bleiben. Somit ist dieser „Don Giovanni“ als eine höchst erlebenswerte Produktion zu bezeichnen, die noch während des ganzen März gezeigt wird.

Eine Bemerkung noch zum Programmheft. Obwohl der Chor, der in dieser Oper nicht allzu viel zu tun hat, einzeln namentlich aufgeführt wird, fehlen die Namen der Orchestermitglieder. Diese sind mit der differenzierten Partitur und den nicht eben komfortablen Bedingungen am Kornmarkt wesentlich mehr gefordert und hätten eine namentliche Nennung verdient. Und gerne würde man aus dem Programmblatt auch Näheres über die Sängerinnen und Sänger erfahren, ohne erst im Web zu recherchieren.

Foto Anja Koehler

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