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Boris Giltburg und seine Ausdruckswelten

Zu einer Reise „Von der Alhambra bis zum Kreml“ lud der israelische Pianist Boris Giltburg das Publikum im Rahmen eines Konzerts der Chopin-Gesellschaft Feldkirch. Bereits zum dritten Mal spielte er in diesem Rahmen, und auch dieses Mal enthielt sein Programm Mammutwerke der Klavierliteratur.

Alle Werke, die Boris Giltburg am Montagabend in Feldkirch spielte, wurden im ersten Jahrzehnt des zwanzigsten Jahrhunderts geschrieben, freilich, wie auch der Titel des Konzerts suggeriert, an unterschiedlichen Orten. Zuerst erklang, in Umstellung des gedruckten Programms, ein Stück des Katalanen Enrique Granados aus seinen „Goyescas“, nämlich „Klagelieder, oder das Mädchen und die Nachtigall“. Es ist eine Musik nach Bildern von Francisco Goya und demnach klangmalend wie auch das Stück von Isaac Albéniz, das das Romaviertel Granadas schildert, nämlich „Albaicin“. Auch der Zyklus „Miroirs“ von Maurice Ravel hat bildhafte Titel, und er fordert zudem die Spieltechnik des Pianisten bis an die äußersten Grenzen. Ob weite oder enge Grifftechniken der Hände, deren Übergreifen oder Terzenkaskaden in einer Hand, weiters eine anspruchsvolle Pedalführung, all das scheint für Boris Giltburg kein Problem darzustellen. Er vollbringt das Erstaunliche, dass nichts in seinem Spiel nur der technischen Notwendigkeit geschuldet ist, vielmehr geschieht alles aus tief musikalischen Dringlichkeiten. Sein Farbenreichtum und seine Ausdruckspalette wirken schier unerschöpflich. So erlebt das Publikum das auch zum Hören sehr anspruchsvolle Programm nicht ermüdend, sondern spannend bis zuletzt. Denn nach der Pause ging die Reise mit Sergej Rachmaninows Klaviersonate Nr.1. noch nach Russland. Ob es nun stimmt, dass der Komponist hier ein Klangbild des „Faust“ schuf, ist einerlei. Giltburg fand erneut wunderbare Ausdruckswelten. Den herzlichen Beifall bedankte er mit „Clair de lune“ von Claude Debussy.

Boris Giltburg, geboren 1984, ist Gewinner der renommierten Königin-Elisabeth-Wettbewerbs in Brüssel

Foto: Chopin-Gesellschaft Stefan Mann

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