Breit aufgefächert und dabei hochkarätig bot sich das zweite Wochenende der Montafoner Resonanzen dar. Gemäß dem Prinzip des Sommerfestivals, das jede Woche eine andere Musikgattung in den Fokus rückt, war diesmal Kammermusik am Programm, gespielt vom Quartetto di Cremona, dem Gitarristen Frank Bungarten und der von Fazil Say empfohlenen jungen Pianistin Iraz Yildiz, deren Namen man sich merken sollte.
Das zweite Konzert der Kammermusikreihe am Freitagabend fand im Hotel Felbermayer in Gaschurn statt. Markus Felbermayer ist der organisatorische Leiter der Montafoner Resonanzen, und er hat viele Jahre Erfahrung im Bereich der klassischen Musik. Denn in seinem Vital-Hotel, und dafür seien ihm und seiner Frau Christa Felbermayer Rosen gestreut, finden über das Jahr, teilweise jede Woche, Konzerte statt. Das Ehepaar Felbermayer weiß also, dass Kunst, insbesondere Musik, wesentlich beiträgt zum Wohlbefinden des Menschen, wie solches auch schon im alten Griechenland bekannt war, etwa im Heiligtum des Asklepios, in Epidauros.
Bei diesem Konzert stand nicht das Quartetto di Cremona als Ganzes im Zentrum. Es spielte beim ersten und dritten Konzert, während am Freitagabend dessen Cellist Giovanni Scgalione solistisch auftrat. Zusammen mit der Pianistin Iraz Yildiz spielte der die Sonate Nr.2. für Cello und Klavier in F-Dur von Johannes Brahms. Er drückte diesem Stück mit dem wunderschönen Klang seines Stradivari-Cellos und seiner pastosen Tongebung seinen ganz persönlichen Stempel auf – ein sehr sinnlicher, südlicher Brahms, ungewohnt, aber eindrucksvoll und überzeugend. Zuvor hörte man mit Frank Bungarten an der Gitarre und Iraz Yildiz am Klavier eine recht seltene Instrumentenkombination, über die sich der Gitarrist in einer Einführung ironisch äußerte: „Was Gott getrennt hat, soll der Mensch nicht verbinden“. Mario Castelnuovo-Tedesco hat diese „Fantasia“ als Auftragswerk für Andrés Segovia komponiert, denn die zweite Ehefrau dieses so einflussreichen Gitarrenvirtuosen war Pianistin (bezogen auf das Zitat: Es sollte keine Ehe von Dauer sein, Segovia heiratete ein drittes Mal, dann eine Gitarristin 🙂 ).
Und hier beginnt endlich eine Hymne auf Iraz Yildiz, die den ganzen Abend in verschiedenen Rollen am Klavier saß. Sie ist so neu in der Szene, dass sie, bis auf einige YouTube Videos, keine Internetpräsenz hat, die aber – man muss kein Prophet sein, um das zu sagen – ziemlich sicher bald ein Star der weiß-schwarzen Tastenwelt sein wird. Mit ihrer fein zurückgenommen Begleitung der Gitarre, dann mit einer sehr präsenten Partnerschaft mit dem Cello bei Brahms zeigte sie ihre Qualitäten als Kammermusikpartnerin und zeugte damit von einer erstaunlichen menschlichen und musikalischen Reife. Nach der Pause spielte sie mit ihrer Interpretation der ungemein schwierigen Sonate in h-Moll von Franz Liszt ihren Trumpf aus. Sie beherrschte dieses große Werk sowohl spieltechnisch als musikalisch souverän, und sie durchlebte, ja durchlitt diese so besondere Komposition mit allen Fasern ihrer Existenz.
0 Comments