„Lieber Gott – voilà, nun ist diese arme kleine Messe beendet. Ist es wirklich heilige Musik (musique sacrée)….. oder ist es vemaledeite Musik (sacrée musique)? Ich wurde für die Opera buffa geboren, das weißt Du wohl! Wenig Wissen, ein bisschen Herz, das ist alles. Sei also gepriesen und gewähre mir das Paradies.“ Diese so rührenden wie ironischen Zeilen schrieb Gioacchino Rossini in französischer Sprache unter seine Petite Messe solennelle, deren Titel ja an sich schon ironisch ist, denkt man an die Länge von circa eineinhalb Stunden und die Anforderungen, die diese Messe an die Mitwirkenden stellt. Minimalistisch ist wiederum die Instrumentalbesetzung mit zwei Klavieren und Harmonium. Rossini hat zwar selbst eine Fassung für Orchester gemacht, aber ungern, nur damit es nicht andere tun und mit dicken Instrumentarium die Singstimmen kaputtmachen, so schreibt Rossini sinngemäß in einem Brief. Die Singstimmen standen denn auch im Mittelpunkt der Aufführung bei der Schubertiade Schwarzenberg am Donnerstagabend, und dieses Solistenquartett war trotz zweifacher Umbesetzung einfach traumhaft. Als Bassfundament erlebte man den auch hier souveränen Andrè Schuen. Sein Kollege im Tenorfach war, einspringend für Pavol Breslik, der türkisch-österreichische Tenor Ilker Arcayürek. Der blendend aussehende Mittdreißiger hat eine wunderbar weich und volltönende Stimme mit persönlichem Timbre, der man aber etwa mehr Metall bei den Spitzentönen wünschen würde. Tara Erraught, die am Montag hier schon mit ihrem Liederabend für sich einnahm, erfüllte das Altsolo prächtig. Sie hatte, zusammen mit dem Chor, das Agnus Dei zu singen, und bei aller Frömmigkeit dieses Stückes erinnerte es an die Schlussszene der Rossini-Oper „La Cenerentola“ – übrigens eine Paradepartie der jungen Irin. Ebenfalls eingesprungen, nämlich für Julia Kleiter, ist die Slowakin Simona Šaturová. Sie ist eine echte Entdeckung, denn sie sang ihren Part, der gekrönt wird von zwei großen Arien, zum Niederknien schön. Da war ein ergreifend innig gestaltetes Crucifixus und dann der strahlende Kommuniongesang O salutaris hostia. Dieses hervorragende Solistenquartett war der eine Glanzpunkt dieser denkwürdigen Aufführung, der Klavierpart, gespielt von Igor Levit, der andere. Dem Vernehmen nach war es Levit, der sich dieses besondere Werk gewünscht hat, und er erfüllte den Klavierpart allein. Am Harmonium agierte Ryoko Morooka, die dem prominenten Igor Levit nicht nachstand. Überhaupt schien der Geist Levits die Aufführung zu überstahlen, denn auch Benjamin Lack, dem, als ständigem Chef des Kammerchores Feldkirch die Gesamtleitung oblag, wählte ungewohnt ruhige Tempi und übte sich, angesichts der prominenten Umgebung, in nobler Zurückhaltung. Nur die Chornummern dirigierte er voll aus, und endlich sei der Kammerchor Feldkirch gelobt, der die schwierige Partitur gut meisterte und eine gediegene Gesamtleistung bot.
(Foto Schubertiade)
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