Man erwartete weder von den Namen der Ausführenden noch vom Programm her das Außergewöhnliche. Aber das Orchestra della Svizzera italiana unter ihrem Chefdirigenten Markus Poschner – in Österreich ist er vor allem bekannt als Chefdirigent des Bruckner Orchesters Linz – bot am Donnerstagabend im Kulturhaus Dornbirn einen Abend der Spitzenklasse und brachte das Publikum zum Jubeln.
Die Erste und die Achte Sinfonie sind nicht die Schwergewichte im Schaffen Beethovens. Wenn sich aber ein Dirigent wie Markus Poschner ihrer annimmt, der sich zum Ziel gesetzt hat, Beethoven nicht im Lichte seines „romantisch verklärten Schattenbildes“ zu sehen, so entsteht einer der aufregendsten Konzertabend weit und breit. Poschner versteht Beethoven aus seiner Zeit heraus, interpretiert ihn im Sinne der historischen Aufführungspraxis. Da blitzt so viel von dem auf, was Beethovens Zeitgenossen an seiner Musik irritiert hat, nämlich eine gehörige Portion Frechheit, ja Sarkasmus. Das ist vor allem und dankenswerterweise zu erleben in der Musik direkt, aber auch an der zuweilen höchst amüsanten Gestik und Mimik des sympathischen Münchners Markus Poschner. Zudem wird man gewahr, wie kunstreich, vor allem im Hinblick auf die kontrapunktische Arbeit, etwa die oft als Leichtgewicht abgetane „Achte“ in ihren Ecksätzen ist. Das Orchestra della Svizzera italiana setzt die begeisternden Vorgaben ihres Chefdirigenten Poschner großartig um und tupft etwa die Motive im „Andante“ der „Ersten“ so gekonnt ohne Vibrato hin, als würden die Töne Ballettschuhe tragen. Köstlich auch, wie im zweiten Satz der „Achten“, der ja das damals gerade neu eingeführte Metronom parodiert, dieses mechanische Instrument am Ende quasi durchdreht – selten hört man das so sinnfällig. Ob die Zugabe der Gäste, die Ouvertüre zu Rossinis „Barbiere di Sevilla“ passend war, darüber ließe sich langes streiten. Die Wiener Musiker der damaligen Zeit, eben Beethoven und auch Schubert, standen dem erfolgreichen Italiener reserviert gegenüber, jedoch lässt es sich nicht leugnen, dass es gerade zwischen Beethovens „Achter“ und Rossinis Opera buffa eine gewisse, wenn auch schmale Verwandtschaft gibt. Dirigent Markus Poschner ist da großzügig, er liebe, wie er in einem Interview sagt, beide, Beethoven und Rossini.
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