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Fazil Say beglückt im Fürstentum

Fazil Say ist in vieler Hinsicht eine Ausnahmeerscheinung. Der 1970 in Ankara Geborene ist nicht nur ein hochklassiger Pianist und Komponist, sondern er ist auch ein Bürgerrechtler. Das machte ihn verdächtig für das Erdogan-Regime, und schließlich führte eine Islam-Satire, die er sich auf Facebook erlaubte, zu einer Verurteilung. Fazil Say spielte im Vaduzer Saal zusammen mit dem Luzerner Sinfonierochester.

Fazil Say 2016
Photo: Marco Borggreve

Das Konzert begann mit einer Sinfonie Friedmann Bachs. Sie fungierte beileibe nicht einfach als Einspielstück, sondern zeigte sogleich die große Klasse des Luzerner Sinfonierochesters. Sein lebendiges Spiel mit großer Nähe zur historischen Aufführungspraxis, aber nicht auf historischen Instrumenten, leitete Lisa Schatzman vom Konzertmeisterinnenpult aus. Diese französische Geigerin und ihr Orchesterkollege Heiner Reich am Cello bildeten dann mit Fazil Say ein Trio, um seine Komposition „Space Jump“ aufzuführen. Das ist freilich, wie viele Stücke aus der Feder von Fazil Say, eine Art Programmmusik, eine Gattung, die einst Theodor Wiesengrund Adorno als gegenüber der absoluten Musik zweitrangig einstufte. Doch Fazil Says Stücke sind auch durch ihren klaren musikalischen Aufbau sehr hörenswert. Speziell im Falle „Space Jump“ ist es zwar amüsant, an Felix Baumgartners Stratosphärensprung zu denken, man kann das Werk aber auch rein musikalisch genießen. Und genießen, und zwar mit vollen Zügen und allen Sinnen, konnte das Publikum die zwei Klavierkonzerte Mozarts, die Fazil Say dann mit dem Orchester zusammen darbot – es waren KV 37 in F-Dur und KV 414 in A-Dur. Da erlebte man Musizierfreude pur, die ganz nebenbei und unverkrampft auch allen Anforderungen genügte, die man an die Interpretation der Musik dieser Epoche stellt. So oder ganz ähnlich wird Mozart einst diese Konzerte selbst am Klavier gespielt haben. Ob er allerdings, wie Fazil Say, mitgesungen hat, ist nicht überliefert. Doch der Pianist hätte nicht dermaßen hinreißend spielen können, hätte nicht das Orchester seine Intentionen auf hohem Niveau mit getragen. Es spielte zwischen den beiden Mozart-Konzerten Haydns Sinfonie Nr.59, und außerdem rundeten, als Zugabe, zwei Eigenkompositionen Says für Klavier solo den begeisternden Abend. Verwunderlich ist allerdings, dass der ohnehin nicht große Vaduzer Saal nicht voll besetzt war, und dass die türkische Community, die beispielsweise vor einigen Jahren bei einem Konzert von Fazil Say in Bregenz stark vertreten war, so gut wie nicht vorhanden war.

 

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