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Schubertiade Hohenems April 2024

 

Schubertiade Hohenems: Agathe stellt sich vor

 

 

Mit ihrer hochgeschlossenen weißen Bluse und ihrer klassischen Langhaarfrisur würde Nikola Hillebrand schon recht gut ins Bühnenbild des „Freischütz“ auf der Bregenzer Seebühne passen. Dort ist sie nämlich in diesem Sommer als eine von drei Sopranistinnen für die Rolle der „Agathe“ besetzt. Und übrigens ist bei diesem Schubertiadezyklus in Hohenems auch der „Max“ dieser Inszenierung zu erleben: Mauro Peter. Nämlich heute, Dienstagabend mit einem sehr schönen Schubert Programm. Mit Schubert hat auch Nikola Hillebrand ihr Rezital eröffnet, begleitet von dem so bewährten und erfahrenen Helmut Deutsch am Klavier. Die aus der Umgebung von München stammende dreißigjährige Sängerin hat in der Oper im Koloraturfach begonnen und ist im Begriff, ins große lyrische Fach hinein zu wachsen, ohne die Leichtigkeit der Tongebung zu verlieren. So gelang ihr das besonnene Parlando des „Winterabend“ ebenso gut wie die intensive Klage von „Gretchen im Zwinger“ (Goethes „Faust“). Und bei „Gretchen am Spinnrade“ konnte man der ausdrucksvollen Begleitung von Helmut Deutsch die Aufmerksamkeit schenken. Diese, und so ist es ideal, inspirierte die Sängerin zu einer lebendigen Gestaltung. Nach der Pause widmete sich das Duo Liedern von Clara Schumann. Romantischen Emphase bei „Er ist gekommen in Sturm und Regen“ (Rückert), erzählende Gestaltung bei der „Lorelei“ nach Heine. Nikola Hillebrands Stimme mit schön aufblühender Höhe, aber auch klangvollen tieferen Tönen passt wunderbar für das romantische Repertoire, ebenso wie ihr die Gesänge von Richard Strauss sehr gut liegen. Eine Gruppe selten gesungener Lieder brachte unter anderem die Begegnung mit Gedichten von Hermann von Gilm, einem Juristen und Dichter, der in Dornbirn aufwuchs. Die zweite Gruppe von Strauss-Liedern wurde gekrönt von der intensiven „Cäcilie“, bei der Nikola Hillebrand einen opernhaften Spitzenton in den Markus-Sittikus-Saal schmetterte. Mit ihren Zugaben kehrte sie zu zarten Klängen zurück. Sie sang Richard Strauss „Schlechtes Wetter“ und Schuberts „Leiser, leiser“ und dankte damit dem Publikum, das sich begeistert zeigte. Oder „richtig geflasht“, wie jemand sagte.

 

Das Minetti Quartett mit Nils Mönkemeyer

 

Am Montagnachmittag gab es im Hohenemser Markus-Sittikus-Saal die erneute und erneut höchst erfreuliche Begegnung mit dem österreichischen Minetti-Quartett, seit 2010 einer der Fixsterne der Schubertiade. Schuberts letztes Streichquartett in G-Dur, an sich schon ein Werk mit starker Ausdruckskraft, reizten die zwei Damen und zwei Herren bis an die Grenzen der Intensität aus. Dichte Klangballungen, ein wunderbares Cellosolo von Leonard Roczek oder das spukhafte Scherzo seien erwähnt. Nach der Pause kam für Antonin Dvoraks Streichquintett in Es-Dur Opus 97 der Bratscher Nils Mönkemeyer hinzu, und tatsächlich lenkt diese melodienreiche und entspannte Komposition den Fokus auf die Mittelstimmen, denn auch Anna Knopp an der zweiten Violine konnte mit Soli glänzen, und der Bratscher des Quartetts, Milan Milojicic stand dem wunderbaren Nils Mönkemeyer ebenbürtig zur Seite. Die Zugabe der Fünf war gewichtig: es war der langsame Satz aus Mozarts Quintett in g-Moll, wo Primaria Maria Ehmer ihren zauberhaft-silbrigen Geigenton zeigen konnte.

 

 

Ein dunkler Bass: David Steffens

 

 

Das Konzert am Montagabend brachte das Liederabend-Debut von David Steffens, der hier schon wiederholt in Ensembles tätig war und bei den Salzburger Festspielen auftrat. Der vierzigjährige Bayer ist sicher mit seinem mächtigen Bass auf der Opernbühne am richtigen Ort und wird heuer auf der Seebühne in Bregenz zu erleben sein. Aber Liedgesang ist etwas anderes. Quälend lang, und zwar im ganzen ersten Teil mit Liedern von Schubert, klang seine Stimme viel zu laut, auch wenig fokussiert und immer wieder unsicher in der Intonation. Das durchwegs gedankenschwere, ja todestrunkene Programm brachte im zweiten Teil die „Vier ernsten Gesänge“ von Johannes Brahms, die David Steffens nun recht kultiviert und textdeutlich darbot. Vier ebenfalls langatmige Lieder von Richard Strauss ergänzten das Programm, das vom Publikum höflich applaudierend bedankt wurde. Ammiel Bushakevitz am Klavier empfahl sich als ein sicherer und empfindungsreich begleitender Partner, den man gerne wieder hören möchte. Am Mittwoch, dem 1.Mai, gab es noch eine Kammermusikmatinee und Schuberts „Schöne Müllerin“ mit den Publikumslieblingen André Schuen und Daniel Heide um 16h.

 

 

 

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