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Bregenzer Meisterkonzert: die Würze der Kürze

Durch den Umbau der Zuschauertribüne der Bregenzer Seebühne ist auch der Betrieb im Festspielhaus beeinträchtigt. So fand das aktuelle Bregenzer Meisterkonzert am Freitagabend gleich zweimal auf der Werkstattbühne statt. Diese wurde sorgfältig adaptiert, aber sie befriedigte akustisch nicht zur Gänze.

Schon für die vergangene Saison war ein Auftritt des Orchestre des Champs Elysees mit seinem Chef Philippe Herreweghe geplant, fiel aber einem Lockdown zum Opfer. Damals wäre ein reich besetztes Mozartproramm, unter anderem mit dessen c-Moll Messe, programmiert gewesen, was der Ausrichtung des Orchesters als Originalklangensemble sehr entsprach, wie auch die Meriten des 1947 geborenen Belgiers Herreweghe im Bereich von Barock und Klassik zu suchen sind. So musste das Publikum im aktuellen Meisterkonzert gleich mehrere Kompromisse hinnehmen, wenn auch das Programm mit Brahms und Dvorak herausragend gut musiziert war. Durch den Umstand, dass man aus Platzgründen das Abopublikum in zwei Tranchen teilen musste und somit die Musiker zweimal spielen mussten, gab es ein Konzert von nur knapp einer Stunde Dauer. Dieses beinhaltete die „Tragische Ouvertüre“ von Johannes Brahms sowie das Violinkonzert von Antonin Dvorak, beides Werke, die nicht eben Kultcharakter besitzen.

Dass man das Konzert trotz der angedeuteten Kompromisse mit reichen Eindrücken verließ, ist dem Orchester und seinem Chef Philippe Herreweghe zu danken, die sehr durchhörbar musizierten, war vor allem bei Brahms wohltuend wirkte. Und endlich sei die Solistin des Abends genannt, die Geigerin Isabelle Faust. Mit ihrem schlanken, unprätentiösen Spiel, das ihrer Stradivari mit dem poetischen Beinamen „Dornröschen“ wundervoll silbrige Klänge entlockte, vermochte zu bezaubern. Sie entwickelte aber auch die Energie für den dichten Gesang des Mittelsatzes und, wieder ganz anders, für die temperamentvollen Tanzthemen des Finales. Trotz des herzlichen Beifalls gab es keine Zugabe.

 

Foto: thephillipscollection.org

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