Trillern mit den Zehen
Längst geplant war dieses Konzert, nun hat es mit geändertem Programm endlich stattgefunden. Nämlich das Gastspiel der Camerata Salzburg mit dem Solisten am Horn Felix Klieser. Er ist ohne Arme auf die Welt gekommen und hat sich dennoch seinen Traum erfüllt, das Horn auf höchstem Niveau zu spielen.
Wenn Menschen sich mit einer schweren körperlichen Besonderheit auf der Bühne präsentieren, so ist beim Publikum ein gewisses Gefühl des Voyeurismus nicht zu leugnen. Doch der 1991 ohne Arme geborene Felix Klieser bringt so eine positive Ausstrahlung und Musizierfreude mit, dass etwaige Anwandlungen von Mitleid einerseits und Schaulust andererseits sehr bald der lauschenden Hingabe an die Musik weichen. Gleich zwei der vier Hornkonzerte von Wolfgang Amadé Mozart hat er bei seinem Auftritt in Dornbirn absolviert, das zweite und das vierte, beide in Es-Dur. Gerade das letztere hat anspruchsvolle Kadenzen, die Felix Klieser staunenswert bewältigt. Er betätigt ja die Ventile seines Horns mit den Zehen des linken Fußes, und ein Instrumentenbauer entwickelte eigens für ihn einen Ständer für das Instrument. Diese Hornkonzerte, die Mozart in zeitlicher Nähe zu seiner Oper „Figaros Hochzeit“ schrieb, musizierte die renommierte Camerata Salzburg zusammen mit Klieser. Dieses Orchester spielt im historisch informierten Stil, und da sei doch der Einwand gestattet, dass ein Horn aus der Zeit Mozarts, also ein Naturhorn, sich klanglich besser vermischt hätte – das heute übliche und auch von Klieser gespielte Ventilhorn ist erst etwa 1815 entwickelt worden. Die Camerata Salzburg war schon einige Male zu Gast bei Dornbirn Klassik, sie wird seit kurzem geleitet vom Konzertmeister Giovanni Guzzo, und übrigens sitzt gleich neben ihm am ersten Pult die Vorarlbergerin Silvia Schweinberger. Zur Eröffnung des Abends spielte das Ensemble die Sinfonie Nr. 44, die „Trauersinfonie“, von Joseph Haydn mit stürmisch aufgewühlten Ecksätzen. Abgeschlossen wurde das schöne Konzert dann vom Mozarts Sinfonie in A-Dur KV 201. Zauberhaft und duftig klangen die drei ersten Sätze, strahlend dann das Finale. Das Publikum bejubelte vor allem den Solisten Felix Klieser, hatte aber auch Bravos für das Orchester.
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