Ein gut durchdachtes Programm präsentierte die Vorarlberger Pianistin Hanna Bachmann bei ihrem Konzert, das die Chopin Gesellschaft im Pförtnerhaus des Vorarlberger Landeskonservattoriums für sie organsierte. Eine Rolle spielten dabei Kompositionen von Frauen, für die sich die international tätige Richard-Wagner-Stipendiatin mit Überzeugung einsetzt.
„Ein Scherzo ist ein lustiges Musikstück!“ – „In einer Klaviersonate kommen keine Variationen vor!“ – „Frauen sind grundsätzlich nicht fähig zum Komponieren!“ Diese drei Postulate mäßig informierter Musikfreunde widerlegte Hanna Bachmann in ihrem Konzert am Samstag im Pförtnerhaus Feldkirch. Beethovens Klaviersonate Opus 109 mit der weiblich konnotierten Tonart E-Dur überrascht durch ihre ungewöhnliche Form mit den ausgedehnten Variationen als drittem Satz. Spätestens bei diesem konnten sich die Hörenden ganz in die Klänge fallen lassen, denn Hanna Bachmann formulierte die Phrasen gesanglich aus und behielt bei aller Komplexität und Virtuosität die Klarheit der Form. Ein weiteres Variationenwerk kam von der Komponistin Ethel Smyth, ein kraftvolles, meisterhaftes Opus der Spätromantik – die Engländerin mit ihrer erstaunlichen Biografie hielt sich viel in Deutschland und hier im Umfeld von Johannes Brahms auf. Dem Spiel von Hanna Bachmann merkte man an, dass ihr diese Komponistin am Herzen lag, und ein weiteres Stück einer Frau kam am gänzlichen Ende ihres Programms als Zugabe, nämlich „Veilchen“ von Dora Pejačevič. Diese war eine vor allem in München lebenden Slowenin, die im Stil des Fin de siècle schrieb und beispielsweise mit Karl Kraus befreundet war. Nach einer kurzen Pause – eine richtige Pause ist im Pandemie-Konzertbetrieb untersagt – widmete sich Hanna Bachmann dem Namenspatron des Konzertveranstalters, somit Frederic Chopin.
Mit dessen äußerst anspruchsvollen „Scherzi Nr. 1-4“ hat sich die achtundzwanzigjährige Pianistin die Latte hochgelegt. Natürlich war sie den technischen Herausforderungen dieser Werke zum allergrößten Teil gewachsen. Doch ein souveränes Darüberstehen, ein wirkliches Erfüllen der reichen und abwechslungsreichen Emotionen, von der von Chopin selbst benannten „Grabesstimmung“ bis hin zu schweifender Gesanglichkeit, war nicht immer gegeben. Der Beifall war lang und herzlich.
Foto Nancy Horowitz
0 Comments