Die einzigen Schubertiadekonzerte dieser Saison fanden am vergangenen Wochenende im Markus-Sittikus-Saal in Hohenems statt. Unter dem Titel „Neue Stimmen“ präsentierten sich junge, dem Publikum noch kaum bekannte Sänger. Konstantin Krimmel überzeugte voll, Marie Seidler und Ludwig Mittelhammer zum Teil. Weitere Sänger und Sängerinnen, die ich nicht hörte, waren Katharina Konradi, Sumi Hwang ud Jóhann Kristinsson. Dazu ein Auftritt der Gruppe The Erlkings, den ich, nachdem ich sie zuvor auf YouTube gehört habe, nicht besuchen wollte.
Alle diese „Neuen Stimmen“, , insgesamt sechs, sind bereits sehr arriviert. Sie haben namhafte Wettbewerbe gewonnen und sind bei wichtigen Festivals aufgetreten. So lag die Latte für ihr Schubertiade-Debut hoch. Die Erwartungen dennoch übertroffen hat der aus Ulm stammende deutsch-rumänische Bariton Konstantin Krimmel.
Mit seinem Programm, das ausschließlich Schuberts textintensive Vertonungen von Gedichten von Friedrich von Schiller enthielt, übrigens auswendig vorgetragen, machte er es sich zudem nicht leicht. Doch keineswegs war das Programm für das Publikum schwierig. Im Gegenteil, Krimmels klare Diktion und seine durch und durch grundehrliche Gestaltung ließen einen das ganze Konzert gespannt zuhören. Dazu kommt seine farbenreiche Stimme, die mühelos jede noch so feine Gefühlsregung wiedergibt. Der Partner am Klavier war, als Einspringer, der dem Publikum bestens bekannte Daniel Heide. Kongenial mit dem Sänger gestaltete er seinen Part, lebte alle diese Emotionen und inneren Bilder, die diese Lieder evozieren, voll mit. Die Schubertiade-Debuts von Marie Seidler und Ludwig Mittelhammer hingegen waren durchwachsen. Die Mezzosopranistin, sehr schön anzusehen, hat eine Stimme, die man vielleicht auf einer großen Opernbühne hören will. Für den Markus-Sittikus-Saal mit seiner Top-Akustik war sie einfach zu laut, ihre höhere Lage zudem ziemlich scharf. Etwas besser zwar wurde es im Teil nach der Pause. Doch auch die Gestaltung der wunderbaren Lieder, die in diesem Konzert ausschließlich Goethe-Vertonungen waren, blieb an der Oberfläche. Durchwegs grell die Stimmfarbe, selbst bei den mystischen Mignon-Liedern, dazu ein paar stereotype Gesten: Eine authentische geistige Durchdringung, wie sie am Abend davor Konstantin Krimmel bot, musste man vermissen.
Im selben Programm erlebte man den Münchner Bariton Ludwig Mittelhammer. Vor der Pause tat er sich schwer, Profil zu gewinnen, auch durch die dort recht uninspirierte Begleitung von Andreas Frese, doch im zweiten Teil sang er sich frei und brachte eine lockere, schwungvolle Stimmung in den Saal, zumal er so schöne Lieder sang wie Der Musensohn oder Willkommen und Abschied. Da stimmte plötzlich alles, und da klang auch Andreas Freses Klavierspiel ansprechend. So fand dieses Konzert doch noch einen erfreulichen Abschluss.
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