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Schubertiade: Vier Herren und viele Lieder

Sämtliche Streichquartette Schuberts aufzuführen, sowie Schuberts Lieder in der Ordnung ihrer Drucklegung darzubieten, das erlegt die Leitung der Schubertiade derzeit ihren Künstlern auf. Das französische Quatuor Modigliani widmete sich den Quartetten, aktuell Julia Kleiter und Andrè Schuen den Liedern.

Auch wenn Schuberts schwächere Kompositionen immer noch den meisten Werken seiner Zeitgenossen überlegen sind, so sind sie doch nicht so spannend, dass man sie im Konzert hören will. Freilich bringt das Publikum in Schwarzenberg durchaus Kennerschaft und somit Interesse an weniger Bekanntem mit. Wenn solch wunderbare Sänger wie Julia Kleiter, Sopran, und Andrè Schuen, Bariton sich dieser Aufgabe unterziehen, und wenn sie von Daniel Heide am Flügel begleitet werden, der wirklich jedes Lied zu einem Kleinod werden lässt, so entsteht dennoch ein anregendes Konzert, was zu erleben war am Mittwochnachmittag im Angelika-Kauffmann-Saal in Schwarzenberg. Denn es ist spannend, wenn „Bei Dir allein“, das mit seinem hingebungsvollen Text fast nur von Frauen gesungen wird, von der so virilen Stimme Schuens erklingt. Und dass man den mystischen Zyklus von „Ellens Lieder“ von Walter Scott einmal komplett hört, kommt auch der Schubertiade selten vor – Julia Kleiter sang sie ergreifend schön. Empfindsamen Ohren wird aber nicht entgangen sein, dass jeder Wechsel von Sopran zu Bariton auch einen teils irritierenden Wechsel des gesamten Klangbilds ergeben hat, da ja auch die Klavierbegleitung transponiert werden musste. Tags zuvor, am Dienstagnachmittag, schloss das Quatuor Modigliani seinen Zyklus mit allen Streichquartetten Schuberts ab. Der bekannte Quartettsatz in c-Moll stand am Programm, dann das selten gespielte, an Mozarts Stil orientierte Jugendwerk in E-Dur D 353 und schließlich das berühmte Quartett „Der Tod und das Mädchen“. Tadellos gespielt, mit berückenden Soli, mit aller denkbaren Eleganz und stupendem Legato, trafen die vier Herren dennoch kaum den Klang Schuberts. Statt Eleganz und Legato hätte man sich einen an Gesang orientiertes Musizieren gewünscht, mit Phrasen, die dem menschlichen Atem entsprechen und einem durchaus auch volksliedhaftem Gestus. Ein Teil des Publikums schien die Spielweise des Quatuor Modigliani aber zu goutieren und spendete Standing Ovations, andere blieben zurückhaltend im Applaus.

Zu Julia Kleiter darf ich auch auf das Interview mit ihr über Nikolaus Harnoncourt auf diesem Blog hinweisen.

Foto Schubertiade

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