Katharina Wenty (Foto webseite der Künstlerin)
Die Chorvereinigung „Vocale Neuburg“ unter dem Dirigenten Oskar Egle und die Poetry-Slamerin Katharina Wenty machten sich für den Klimaschutz stark.
Es geschieht nicht allzu oft, dass ein eher klassisch orientiertes Ensemble sich in einem Konzertprogramm mit aktuellen Themen auseinandersetzt. Zu sehr verbindet man die sogenannte E-Musik mit Schönheit und Entspannung, bei genauerem Hinsehen und -hören eine mehrheitlich unhaltbare Idee. So war es eine richtige und wichtige Entscheidung der Chorvereinigung „Vocale Neuburg“, eines der brennendsten Themen unserer Tage, nämlich den Klima- und Umweltschutz, in ihrem Konzert zu fokussieren. Die bis auf den letzten Platz besetzte Kulturbühne AmBach in Götzis und der frenetische Beifall am Ende der pausenlosen, dichten Darbietung gab den knapp vierzig Damen und Herren des Chors und ihrem fabelhaften Leiter Oskar Egle, der seit 35 Jahren am Pult dieser Formation steht, recht. Diese Sängerinnen und Sänger, die tagsüber in den verschiedensten Berufen tätig sind, erstaunten mit musikalischer Sicherheit, klarster Intonation, bester Aussprache und einer Flexibilität in der Aufstellung. Jeder, der einmal in einem Chor gesungen hat, weiß, was dazugehört, etwa in gemischter Aufstellung rund ums Publikum herum zu singen. Das taten sie bei der Zugabe, dem „Lied vom Nichtverstehn“ von Oliver Gies. Unterstützt von großflächigen Projektionen und einer stimmungsvollen Beleuchtungsregie brachte die „Vocale Neuburg“ Chorsätze von Komponisten unserer Zeit zu Gehör, die sich mit dem Thema Natur befassen, etwa das bereits 1989 geschriebene „Unser blauer Planet“ vom Peter Ring, „Las olas del mar“ von Martina Camargo oder, um nur einiges zu nennen, „Power of Nature“ von Alwin Schonen. Fast nur gesprochen wurde „No sir, we will not“ für Frauenensemble von Iris ter Shiphorst, während sich die Männer der „Vocale Neuburg“ zuvor mit „Trees“ von Ériks Ešenwalds präsentierten, inklusive eines nobel gesungenen Baritonsolos. An Spiritualität, die bei diesem Thema durchaus einzubeziehen ist, streifte Enjott Schneider mit „Kyrie“ und „Gloria“. (Der Münchner Komponist hat übrigens auch Teile der Filmmusik zu Robert Schneiders „Schlafes Bruder“ geschrieben.)
Man sieht, wie vielschichtig die angesprochenen Themen waren. Stilistisch wie von der Gedankenwelt her eine weitere Ebene wurde durch die Poetry-Slamerin Katharina Wenty aufgemacht. Die junge Wienerin, eine der besten ihres Fachs im deutschsprechenden Raum, gebietet über einen stupenden Sprachfluss, mit dem sie ihre Wortschöpfungen selbstverständlich auswendig vorträgt. Sie spricht schnell und artikuliert etwas eigenwillig, sodass sie zumindest von meinem Platz aus nicht durchwegs verständlich war.
Katharina Wenty ist übrgens auch Teil des Ensembles Lingua:Lyra, das den Hugo 2023 der Montforter Zwischentöne gewonnen hat. Und „Vocale Neuburg“ ist Mitglied der Internationalen Bewegung „Our Voice for Our Planet“, in der sich Chöre für den Umweltschutz einsetzen.
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