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Vaduz: Beethoven mit Jukka-Pekka Saraste

Beethoven mit kräftigem Pinsel

Die Reihe Weltklassik der Vaduzer Konzerte bietet immer wieder eindrucksvolle Begegnungen mit Persönlichkeiten des internationalen Musiklebens und wird auch von MusikliebhaberInnen aus Vorarlberg gerne besucht. Am Montagabend gastierte das Deutsche Symphonie-Orchester Berlin früher das Radio-Orchester des Senders RIAS Berlin. Es wurde geleitet vom finnischen Dirigenten Jukka-Pekka Saraste. Dieser ist vor allem bekannt für herausragende Aufführungen spätromantischer Werke beziehungsweise solche der klassischen Moderne, hat sich aber auch in seiner Zeit als Chef des WDR Sinfonieorchesters Köln als Beethoveninterpret einen Namen gemacht. Er hat übrigens auch schon bei den Bregenzer Festspielen dirigiert.

Jukka-Pekka Saraste

Und Beethoven stand auch am Programm in Vaduz. Bevor dessen Violinkonzert und die Dritte Symphonie erklangen, hörte das Publikum im Vaduzer Saal eine Auseinandersetzung mit Beethoven des 1932 geborenen Russen Rodion Shschedrin, der persönlich und auch stilistisch Dmitri Schostakowitsch nahestand. Das Heiligenstädter Testament, diese erschütternde Schrift, in der Beethoven seine beginnende Taubheit reflektierte, war Thema dieses Sinfonischen Fragments. Groß besetzt, war es zuweilen fast zu laut für den doch eher kleinen Saal in Vaduz, auch weil das Werk sehr dick instrumentiert ist.

Einen weit tieferen Eindruck hinterließ die Deutung des Violinkonzerts von Beethoven. Zwar herrschte auch hier eine Interpretationshaltung, die weitestmöglich entfernt lag von dem, was man heute als historische Aufführungspraxis oder zumindest historisch informiert bezeichnet, doch sie überzeugte. Es war quasi ein Werk der Wiener Klassik in Öl gemalt, mit großem Klang und vollendeter Legatokultur, jedoch auch immer klar und mit saubersten dynamischen Stufungen. Dieser Interpretationsweise schloss sich der erst neunundzwanzigjährige Geiger Timothy Chooi an, der schlichtweg großartig spielte. Seiner Stradivari von 1717 entlockte er die berückendsten Klänge, kraftvoll und dann wieder zart und immer im dichtesten energetischen Fluss. Als Zugabe spielte er ein Andante aus einer Partita von Bach.

Aufs Beste gerundet wurde das Programm mit Beethovens Dritter Symphonie, der so genannten Eroica, die kurz vor dem Violinkonzert entstand. Bei ihrer Uraufführung war übrigens Franz Clement der Konzertmeister, für den Beethoven dann das Violinkonzert schrieb. Auch hier herrschte ein großer, wahrhaft heldischer Klang, jedoch niemals auf Kosten der Präzision und der Durchhörbarkeit. Und auch hier gab es Zartes, etwa die Klagelieder der Oboe im zweiten Satz oder das wie aus dem Nichts sich aufbauende Thema des Scherzo, das an galoppierende Pferde denken lässt. Und großartig der Schwung des Finalsatzes mit seinen Tanzthemen, die sich zuweilen kontrapunktisch schichten. Somit ein tief beeindruckender Konzertabend, den das Publikum begeistert bejubelte!

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