Schubertiade: Mezzosopran Tara Erraught überzeugte
Aus Irland stammt die junge Mezzosopranistin Tara Erraught, die als Opern- und Konzertsängerin international arriviert ist. Am Sonntag gab sie bei der Schubertiade in Hohenems einen sehr schönen Sololiederabend, ihren ersten bei diesem renommierten Festival. Am Flügel begleitete sie James Baillieu.
In der Saison 2022 hat sich die Schubertiade zum Ziel gesetzt, Schuberts Lieder in der Reihenfolge zu bringen, in der Schubert sie in Druck gegeben hat. Dass das sinnvoll ist, merkte man etwa am Anfang von Tara Erraughts Programm, wo das erregte „Die junge Nonne“ abgelöst wurde vom ruhigen „Nacht und Träume“. Diese beiden schwer schwer zu singenden Lieder an den Anfang eines Programmes zu stellen, ist eine Herausforderung für eine Sängerin. Erraught bewältigte dies mit allem gebotenem Können. Die Gelöstheit und Herzlichkeit, mit der sie später das Publikum für sich gewann, war hier aber nur in Ansätzen vorhanden. Wen wunderts? Das textreiche Lied „Viola“ gelang der Irin gut, hatte sie doch ihre ersten Opernerfahrungen an der Bayerischen Staatsoper gesammelt. Wunderschön locker und frei sang sie das „Wiegenlied“ nach einem Text von Johann Gabriel Seidl. Gespannt war man auf die große Gruppe von Schuberts Goethe-Liedern nach der Pause. Die vier Lieder der Mignon überzeugten, wobei Erraught das „Heiß mich nicht reden“ weniger dramatisch als gewohnt anlegte. Und hier sei die Aufmerksamkeit auf den Pianisten James Baillieu gelenkt, der zwar pianistisch hervorragend zu Gange war, aber die Sängerin noch viel mehr unterstützen hätte können, etwa durch Mitatmen, durch Vorbereiten neuer Klangfarben und einigem mehr. Punkten konnte Baillieu mit dem rasanten „Erlkönig“, den auch die vielfach zuvor schon sehr ausdrucksstarke Tara Erraught packend gestaltete. Ihre berührende Zugabe war ein irisches Wiegenlied, das sie von ihrer Großmutter kannte, für die „zurzeit so unruhige Welt.“
Tatra Erraught war nach sechs Konzerten in Hohenems der Saison 2022 die erste Frau auf diesem Podium. Gesamt sind 35 Männer programmiert und fünf Frauen. Im Hinblick auf die Lieder Schuberts mag das zu vertreten sein, denn sie sind zum allergrößten Teil für eine Männerstimme geschrieben. Aber was die Kammermusik betrifft, gibt es keinen Grund für diese eklatante männliche Überzahl.
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