Herbes und Temperamentvolles
Das Abokonzert Nummer drei des Symphonieorchesters Vorarlberg fand erneut zweimal im Feldkircher Montforthaus statt. Ab Jänner wird man wieder ins renovierte Bregenzer Festspielhaus einziehen können. Das erleichtert viele, auch weil das Haus in Feldkirch einfach gravierende Probleme hat, vor allem auch im Bereich des Foyers, der Toiletten und der Garderobe.
Geübte ÖsterreicherInnen denken beim Titel „Weites Land“ sofort an Arthur Schnitzler, doch Detlev Glanert, mit dessen so genannter Komposition das Symphonieorchester Vorarlberg am Wochenende sein Konzert eröffnete, meinte damit Norddeutschland. Denn von dort stammen sowohl Glanert als auch Johannes Brahms. Letzteren reflektiert der 1960 geborene Tonschöpfer in seinem Werk, und Brahms‘ Vierte Symphonie bildete denn auch den Abschluss des Programmes. Glanert, unter anderem bei Hans Werner Henze ausgebildet, ist in Vorarlberg kein Unbekannter, war er doch bei den Bregenzer Festspielen 2012 sowohl durch die Uraufführung seiner Oper „Solaris“ als auch durch seine Oper „Nijinskis Tagebuch“ präsent. Das Orchesterwerk „Weites Land“ ist ein formal klar gebautes und durch schöne dynamische Wogen sehr ansprechendes Werk. Die Bezüge zu Brahms bestehen unter anderem in den Intervallen, die auch in dessen Vierter Symphonie eine zentrale Rolle spielen. Diese erklang nach der Pause.
Gastdirigent Gerrit Prießnitz hat mit den bestdisponierten Musikerinnen und Musikern des SOV für Brahms‘ berühmte „Vierte“ eine Interpretation erarbeitet, die die Herbheit des Werks nicht glättet, dafür aber durch ihre Klarheit bestach. Gestenreich hat er das Geschehen in fester Hand, führt die wohlklingenden Streicher mit Konzertmeister Pavel Zalejski an der Spitze, die offenbar durchwegs weiblich besetzten, wunderbaren Holzbläser sowie die sichere und strahlende Gruppe von Blech und Pauken sicher durch die Partitur. Vor allem der letzte Satz der Symphonie, eine Passacaglia, die wohl die Krönung des gesamten Werks von Brahms darstellt, fordert Großes vom Dirigenten wie den MusikerInnen, was beeindruckend eingelöst wurde.
Auch die Interpretation des Ersten Klavierkonzert Beethovens überzeugte. Es erklang vor der Pause und wurde vom Orchester mit historisch informierter Phrasierung angelegt. Jedoch kam es keineswegs kühl herüber, denn der Solist, der junge, teils in Wien ausgebildete Finne Johannes Piirto (Bild rechts), brachte viel Emotion und Ausdruck ein. Das bedeutete ein eher bedächtiges Tempo im ersten Satz und wunderbare Dialoge vor allem mit den Holzbläsern im Largo. Dass Piirto auch Temperament hatte, zeigte er im letzten Satz. Das Publikum war begeistert und wurde bedankt mit einem kleinen Klavierstück aus Piirtos Heimat Finnland, natürlich von Jean Sibelius.
Das Abokonzert Nummer drei des Symphonieorchesters Vorarlberg fand erneut zweimal im Feldkircher Montforthaus statt. Ab Jänner wird man wieder ins renovierte Bregenzer Festspielhaus einziehen können. Das erleichtert Viele, auch weil das Haus in Feldkirch einfach gravierende Probleme hat, vor allem auch im Bereich des Foyers, der Toiletten und der Garderobe.
Foto Johannes Piirto: Kaapo Kamu
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