Musik zu traurigen Anlässen aus dem zwanzigsten Jahrhundert spielte das Symphonieorchester Vorarlberg bei seinem zweiten Abokonzert: Alban Bergs Violinkonzert und Dmitri Schostakowitsch’ “Achte”. Antje Weithaas war die Violinsolistin.
Nicht einmal ein Jahrzehnt liegt zwischen den beiden Kompositionen, die das Symphonieorchester Vorarlberg am Wochenende in Feldkirch und Bregenz darbot. Und doch sind sie grundverschieden. Alban Bergs Violinkonzert ist 1935 entstanden und „dem Andenken eines Engels“ gewidmet. Gemeint ist damit die Tochter von Alma Mahler und Walter Gropius, Manon, die achtzehnjährig an Kinderlähmung verstarb. Es ist ein bewegendes Werk, das ein Kärntnerlied und einen Choral von Johann Sebastian Bach verarbeitet, eingebettet in eine komplexe Partitur nach den Regeln der Zwölftonmusik. Das klingt kopflastig, ist es aber nicht. Vielmehr ist dieses Violinkonzert eine sehr sinnliche Komposition, klangschön und beispielhaft klar interpretiert von Antje Weithaas und dem reich besetzten SOV unter der Stabführung ihres Chefs Leo McFall. Zur ernsten Stimmung passend wählte Antje Weithaas ihre Zugabe, das Andante aus Bachs Violinsonate in a-Moll. Wurde im Violinkonzert von Alban Berg individuelle Trauer thematisiert, so ging es im Werk, das nach der Pause erklang, um die Trauer einer Nation, ja die von Menschen rund um den Globus. Es war die Achte Symphonie von Dmitri Schostakowitsch, ein gewaltiges Werk von einer Stunde Aufführungsdauer und 1943 in Russland entstanden, mitten im zweiten Weltkrieg. Anders als Bergs Violinkonzert bleibt Schostakowitsch in der tradierten Harmonik, denn die Symphonie steht in c-Moll und endet, zwar sehr verhalten, aber doch in C-Dur. Welche Meisterschaft des Komponisten sich in dieser Stunde dazwischen ausbreitet, welche Vielfalt der Instrumentation, der Klangfarben und vor allem der Ausdruckswelten, davor kann man sich nur demütig verbeugen. Beklemmende Marschrhythmen, wilde Entwicklungen oder Klagegesänge, wie vor allem der wunderbare des Englischhorns, gespielt von Yuta Onouchi, wechseln einander fast kaleidoskopartig ab und verlangen dem Zuhörer sehr viel ab. Und wie bewundernswert ist da erst die Leistung des SOV und seines Dirigenten Leo McFall! Welche Konzentration, welche Spielkondition und welche mentale Anstrengung muss dieses Werk von jedem einzelnen der Musiker fordern! Das Abopublikum im Feldkircher Montforthaus hat die Botschaft dieser Musik verstanden und die Interpreten mit großem Applaus bedankt.
Foto: Dietmar Mathis
0 Comments