Ein Leitungsteam aus fast lauter jungen Damen hat am Theater Sankt Gallen Mozarts Singspiel „Die Zauberflöte“ neu erarbeitet. Eine junge, pfiffige Produktion ist gelungen, die auch Kindern und Jugendlichen Freude machen dürfte und mit einem überraschenden Schluss aufwartet. Ein Bericht von der B-Premiere mit teils neuer Sängerbesetzung.
Mysterienspiel, Jung’sche Tiefenpsychologie, Wiener Vorstadttheater, all das und noch viel mehr kann man in Mozarts „Zauberflöte“ finden. Die Sankt Galler Neuinszenierung von Guta Rau im schlichten Bühnenbild von Marlies Pfeifer und den berauschend schönen Kostümen von Claudio Pohle setzt vor allem darauf, ein junges Publikum anzusprechen, auf feinsinnige Art. Weniger mit Smartphones und Videos auf der Bühne, aber mit humorvollen Strichzeichnungen auf den Zwischenvorhängen. Die Frage nach Mann und Frau und deren Liebe zueinander wird gestellt, aber auch, in Abänderung des Originals, nach gleichgeschlechtlichen Beziehungen. Und am Ende siegt nicht die Welt Sarastros, sondern die der Königin der Nacht – es bleibt offen, ob das ein Happy End ist, nach all den Sagern, die diese Dame zuvor von sich gibt. Freilich wird dadurch die Figur der Pamina auf ein Nebengleis gestellt, die im Original den Durchbruch in die Männerwelt schafft. Statt einer gefühlsstarken, bedingungslos Liebenden steht hier ein etwas trotziger Teenager da, dem man die Todessehnsucht aufgrund vermeintlich verschmähter Liebe kaum abnimmt, zumal Libby Sokolowskis Sopran wenig lyrische Qualitäten aufweist. Christoper Sokolwski ist ein kernig singender Tamino im Schottenrock (Die Bregenzer OpernfreundInnen kennen ihn als Titus in Mozarts gleichnamiger Oper, gespielt im Theater am Kornmarkt im Februar 2020), und Leon Košavić ein munterer Papageno. Maria Kublashvili singt die Königin mit blitzsauberen Koloraturen, und Yorck Felix Speer ist ein stimmstarker Sarastro. Die „Drei Damen“ sind mit Tatjana Schneider, Jennifer Panara und Sara Jo Benoot spielfreudig besetzt und entzückend sind die „Drei Knaben“ Nicolas Künzi, Elena Haag und Antonia Kugler.
Herausragend, nicht nur an Körpergröße, ist Kristján Jóhannesson als “Sprecher”. Die österreichische Dirigentin Katharina Müllner hat die Fäden der schönen Aufführung in ihren Händen und findet stimmige Tempi. https://www.theatersg.ch , Zu sehen inklusive Februar 2022
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