Ein Höhepunkt der noch bis Sonntagmittag (1.September) dauernden Schubertiade Schwarzenberg war der Liederabend von Andrè Schuen und Daniel Heide.
Der Südtiroler Andrè Schuen rangiert seit einigen Jahren beim Schubertiadepublikum ganz oben auf der Beliebtheitsskala, und hier ist im selben Atemzug sein Partner am Klavier Daniel Heide zu nennen. Das Konzert der beiden am Donnerstagnachmittag war daher seit Wochen ausgebucht, auch wenn sie ein Programm darboten, das tragische Themen anschlug und das gar keinen Schubert enthielt – letzteres kann sich sonst kaum ein Künstler dort erlauben. Die „Vier ersten Gesänge“ von Johannes Brahms, deren Texte der Komponist selbst aus der Bibel zusammengestellt hat, zogen das Publikum sogleich in die Sphäre des Nachdenklichen. „es wird alles vom Staub gemacht und wird wieder zum Staub“, heißt es da etwa illusionslos über das Leben aller Kreatur. Andrè Schuens Bassbariton hat den dunklen Klang, vor allem aber hat der Sänger die Authentizität des Ausdrucks, um diese Gesänge nicht peinlich oder pathetisch werden zu lassen. Keine Erholung von der Tragik des Daseins boten die Auswahl der Lieder aus „der Knaben Wunderhorn“ von Gustav Mahler, die sich fast durchwegs mit Soldatenschicksalen befassten, etwa „Revelge“, „Wo die schönen Trompeten blasen“ und weitere – wer denkt da nicht an die jungen Männer in den derzeitigen Kriegen. Zwei Lichtblicke gab es doch: das scheinbar heitere „Bald gras ich am Neckar“ und dann, als Abschluss der Gruppe, ein bewegendes „Urlicht“, ein Gesang, der eigentlich als Altsolo Teil der Zweiten Symphonie Mahlers ist und hier in der Fassung für Bariton und Klavier erklang. Daniel Heide am Flügel und Andrè Schuen schufen damit eine derart entrückte Stimmung, wie sie selbst in diesem Saal nur selten entsteht. Eine Gruppe von Liedern von Johannes Brahms beendeten das offizielle Programm. Diese hellten die Atmosphäre nur teilweise auf. Ganz sicher wurde aber das Publikum sehr glücklich mit den Zugaben. Da hörte man nämlich Andrè Schuen im Schwäbischen Dialekt mit dem Volkslied „Da unten im Tale“, mit der zauberhaften Klavierbegleitung, die Johannes Brahms dazu schuf. Und auch bei „Morgen“ von Richard Strauss hatte das Klavier seinen großen Auftritt. Wunderschön sang Andrè Schuen dieses zuversichtliche Lied, und wie Daniel Heide nach Nachspiel gestaltete und dann die Spannung hielt, war einzigartig. Und hier ist auch dem Publikum zu danken, das nicht hineinklatschte und in dem sich übrigens einige Mitglieder Familie Schuen befanden.
Foto: Schubertiade
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